Info-Qualität auf Webseiten

Gyn-Depesche 3/2016

„Sectio"-Auskünfte im Internet fragwürdig

Weltweit steigen die Sectioraten an. Spitzenreiter ist Brasilien mit einer Rate von über 50% im Jahr 2010. Über die Risiken wissen die Patientinnen aber häufig nur wenig. Im Internet können sie sich über Kaiserschnitt & Co. informieren, aber wie verlässlich sind diese Informationen?

Eine Forschergruppe ließ sich die Ergebnisse der fünf beliebtesten Suchmaschinen Brasiliens zum Thema Sectio ausgeben. Aus den jeweils 30 ersten Links wählte man für die Analyse nur frei verfügbare Infoseiten in portugiesischer Sprache aus, die mindestens einen Abschnitt zum Thema Sectio enthielten und für Laien verständlich waren (n=176).
Die Qualität der Seiteninhalte bewertete man mit dem DISCERN-Tool, das 16 Fragen zur Verlässlichkeit und Qualität einer Informationsquelle umfasst (berücksichtigt wurden hier 15 Fragen, der maximale Score war 75). Das Ergebnis war ernüchternd. Zwar wurden auf 80% der Webseiten Sectio-Indikationen genannt, doch waren sie häufig unvollständig oder falsch. Seltene oder klinisch irrelevante Indikationen, z. B. der Komfort für die Mutter, wurden öfter erwähnt als die medizinischen Indikationen wie beispielsweise ein zurückliegender Kaiserschnitt. Fälschlicherweise wurde häufig Hypertonie als medizinische Indikation angegeben.
Nur 40 bis 50% der Webseiten ging auf Infektionen und erhöhte Blutungsraten ein. Langzeitrisiken wurden auf mehr als zwei Drittel der Webseiten gar nicht angesprochen und weniger als die Hälfte informierte über perinatale Risiken. Auf die Vorteile einer Sectio gingen 56% der Infoseiten ein, wobei Komfort und Praktikabilität mehr betont wurden als sicherheitsbezogene oder medizinische Aspekte.
Ob Webseiten anderer Länder ein ebenso verzerrtes Bild des Kaiserschnitts vermitteln, bleibt unklar. OH
Quelle:

Fioretti BTS et al.: Googling caesarean section: a survey on the quality of the information available on the internet. BJOG 2015; 122(5): 731-9

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