Kombinierte Hormone

Gyn-Depesche 5/2014

Seltene Form von Thrombose

Eine 27-jährige Frau kam in eine Notaufnahme, weil sie seit neun Tagen an schwerer „Migräne“, Übelkeit und Erbrechen litt. Sehstörungen hatte sie nicht, aber der linke Arm war schwach. Im Vergleich zu früheren Beobachtungen hielten die Kopfschmerzen ungewöhnlich lange an. Die Patientin verhütete seit etwa einem Jahr mit einem Vaginalring, der Etonogestrel und Ethinylestradiol enthielt. Die Anamnese war weitgehend blande. Die Standard-Labortests waren unauffällig. Bei der körperlichen Untersuchung fiel nur eine Ataxie des linken Arms auf (Finger-Nase-Versuch). Auch alle Tests auf Thrombophilie ergaben nichts. Anhand der Bildgebung (CT, MRI-Venographie) diagnostizierte man aber eine rechtsseitige zerebrale Sinusvenenthrombose, die Sinus transversus und sigmoideus betraf. Man begann eine Antikoagulation mit Heparin und Warfarin. Den Vaginalring entfernte man. Gegen die Schwäche des linken Arms setzte man Physiotherapie ein. Die neurologischen Befunde normalisierten sich. Hor- monelle Kontrazeption wurde von nun an nicht mehr eingesetzt. Spätere bildgebende Kontrollen zeigten eine Rekanalisation der Hirnvenenthrombosen. Migräneartige Kopfschmerzen traten nicht mehr auf. Solche Thrombosen wurden bisher dreimal bei Trägern des Hormonrings beschrieben. Die Annahme, dass die vaginale Route im Hinblick auf eine Gerinnungsaktivierung sicherer als die orale ist, scheint nicht zuzutreffen. WE

Quelle:

Vo TL et al.: Cerebral venous sinus thrombosis in the setting of combined vaginal contraception. Blood Coagul Fibrinolysis 25 (2014) 183-185

ICD-Codes: G08

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