Immer mehr Frauen – auch jüngere – überleben eine Krebserkrankung. Wie sich die Diagnose und Therapie auf die spätere Sexualfunktion auswirkt, ist für die Betroffenen ein wichtiges Thema, welches viel zu selten in der gynäkologischen Praxis besprochen wird.
Onkologische Erkrankungen betreffen bei Frauen häufig die Sexual- und Fortpflanzungsorgane, z. B. Ovarien, Uterus, Zervix, Vagina, Vulva, Mammae. Die meisten Patientinnen, die von diesen Malignomen betroffen sind, waren im Jahr vor der Diagnose sexuell aktiv. Die typischen onkologischen Therapien wie lokale oder systemische Behandlungen sowie chirurgische Resektionen beeinflussen die spätere Sexualfunktion der Patientinnen aber massiv, besonders wenn die Krebserkrankung lang überlebt wird. So können beispielsweise Kopf- und Halstumoren die Fähigkeit zum Küssen oder Oralverkehr einschränken, nach einer Mastektomie können einfache Umarmungen Unwohlsein oder Schmerzen auslösen, Beckenbestrahlungen oder vulvovaginale Operationen können zu Dyspareunie oder völliger Unfähigkeit zum Geschlechtsverkehr führen oder die Sensibilität und klitorale Funktion beeinträchtigen. Aber es gibt auch psychische Beeinträchtigungen durch ein verändertes Körperbild oder Sorgen und Ängste bzgl. Karzinomrezidiven.
Die Autoren berechneten, wie groß der Verlust an sexueller Aktivität tatsächlich sein kann: Frauen mittleren Alters haben zwei bis drei Mal Sex pro Monat und einer Frau mit 50 Jahren schreibt man im Durchschnitt 15 weitere sexuell aktive Jahre zu. Onkologische Diagnosen und Therapien bedeuten also für die Betroffenen möglicherweise hunderte von „verpassten“ Gelegenheiten für sexuelle Aktivität. Daher formulieren die Autoren ihr Manifest: „Besprecht das Thema Sexualfunktion mit allen onkologischen Patientinnen vor der Therapie und versucht, die Sexualfunktion über die Therapie hinweg bestmöglich zu erhalten.“ CB