Osteoporosetherapie mit Bisphosphonaten

Gyn-Depesche 5/2020

Sinkt der Frakturschutz in Therapiepausen?

Um mögliche Nebenwirkungen einer Langzeittherapie mit Bisphosphonaten zu vermeiden, kann eine Therapiepause nach drei bis fünf Jahren in Betracht gezogen werden. Ein Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum untersuchte, ob dadurch das Frakturrisiko steigt.
An der Beobachtungsstudie nahmen 1.973 Patientinnen und Patienten aus 146 deutschen Arztpraxen und Kliniken teil, die aufgrund eines hohen osteoporosebedingten Frakturrisikos seit mindestens vier Jahren Bisphosphonate erhielten. Der überwiegende Teil der Studienteilnehmer waren postmenopausale Frauen, die meisten nahmen einmal wöchentlich 70 mg Alendronat ein. 884 Patienten unterbrachen die Therapie während des Beobachtungszeitraums für mindestens sechs Monate.
Im einfachen Zweigruppenvergleich fanden sich keine Unterschiede des Frakturrisikos zwischen Patienten mit einer Therapiepause und einer kontinuierlichen Bisphosphonatbehandlung. Dies galt für Major Osteoporotic Fractures (MOF: Hüfte, Wirbelkörper, proximaler Humerus, distaler Radius), für klinische Wirbelkörperfrakturen und für alle osteoporotischen Frakturen. Atypische Femurfrakturen und Kiefernekrosen, die als Nebenwirkung einer langfristigen Bisphosphonat-Therapie gelten, traten während des Follow-ups bei fünf Patienten auf – alle unter einer kontinuierlichen Therapie.
Um die Veränderungen des Bruchrisikos in Abhängigkeit von der Länge der Therapiepause differenzierter zu untersuchen, wurde der sogenannte einfache gleitende Durchschnitt erfasst. Hierbei zeigte sich, dass Patienten mit einer Therapieunterbrechung von einem Jahr oder länger ein mehr als doppelt so hohes MOF-Risiko aufwiesen als bei einer sechs- bis zwölfmonatigen Pause. Verstärkt wurde dieser Effekt, wenn in der Vergangenheit bereits vertebrale Frakturen aufgetreten waren: Bei diesen Patienten stieg das MOF-Risiko während einer längeren Therapiepause auf das Dreieinhalbfache. Offenbar lässt die schützende Wirkung der Bisphosphonate etwa ein Jahr nach dem Absetzen nach. Als Risikofaktor für osteoporotische Brüche während einer längeren Unterbrechung sind insbesondere vorangegangene Wirbelfrakturen anzusehen. CW
Quelle: Pfeilschifter J et al.: Bisphosphonate drug holidays: Risk of fractures and mortality in a prospective cohort study. Bone 2020; doi: 10.1016/j.bone.2020.115431
ICD-Codes: M81.0

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