Viele Frauen mit Belastungsinkontinenz schämen sich ihrer Erkrankung und meiden soziale Kontakte. Sie weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen auf; ihre Lebensqualität ist erheblich beeinträchtigt. Dies gilt vor allem für junge, in Beruf und privatem Leben aktive Frauen. Doch trotz der Beeinträchtigungen konsultiert nur eine Minderzahl der betroffenen Frauen deswegen den Arzt. Versagen konservative Therapiemaßnahmen wie Biofeedback oder Beckenbodentraining, so bleiben für eine kleine Gruppe von Patientinnen noch chirurgische Verfahren wie Kolposuspension, Fasziensegelplastik, alloplastische Schlingen oder der künstliche Schließmuskel. Bald wird jedoch auch eine pharmakologische Behandlung zur Verfügung stehen, nämlich mit dem selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin. Die im Onuf-Nukleus des Sakralmarks entspringenden Motoneuronen werden durch die beiden Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin aktiviert. Dies bewirkt durch die Freisetzung von Acetylcholin eine Verbesserung der Kontraktilität des Rhabdosphinkters. Eine Verlängerung der Wirkung von Serotonin und Noradrenalin beeinflusst gezielt die Symptome der Belastungsinkontinenz. Das Arzneimittel-Komitee der EU hat inzwischen eine Zulassungsempfehlung für Duloxetin in der Indikation Belastungsinkontinenz an die Europäische Kommission ausgesprochen. (GS)
Belastungsinkontinenz
Gyn-Depesche 5/2004
SNRI als neue Therapieoption?
Die Belastungsinkontinenz stellt eine schwere psychische Belastung für die betroffenen Frauen dar. Große Hoffnung wird jetzt in den Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin gesetzt, für den bereits vielversprechende Ergebnisse vorliegen.