Lebenslange Östrogenexposition

Gyn-Depesche 4/2022

Späte Menarche, lange Stillzeiten – früher Nierenschaden

Eine Kohortenstudie aus Teheran belegt, dass endogenes Östrogen als protektiver Faktor für die Nierenfunktion wirken kann.
Die schützende Wirkung des Östrogens beruht vermutlich auf einer induzierten Vasodilatation in den Nierengefäßen, der erhöhten Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) und verringertem oxidativem Stress, so mögliche Erklärungsansätze der Studienautor:innen.
An der „Tehran Lipid and Glucose Study” hatten 3.043 Frauen zwischen 30 und 70 Jahren teilgenommen, die im Median 15 Jahre nachbeobachtet wurden. Anhand der verfügbaren Daten über ihr Menarche- und Menopausenalter, die Zahl der Schwangerschaften und Laktationsphasen sowie der Dauer einer oralen Kontrazeption berechnete man ihre endogene Östrogenexposition. Bei 47 % summierte sich diese auf mindestens elf Jahre. In dieser Gruppe betrug die kumulative Inzidenz einer chronischen Nierenerkrankung (mit einer glomerulären Filtrationsrate unter 60 ml/min/1,73 m2 über mindestens drei Monate) 47,1 pro 1.000 Personenjahre. In der Vergleichsgruppe mit einer kürzeren Östrogenexposition lag das unadjustierte Nephropathie-Risiko um 17 % höher.
Unter Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren wie Alter, BMI, Rauchen, Hypertonie und Diabetes vergrößerten sich die Risikounterschiede. Frauen unter 45 Jahren mit einer Östrogenexposition von weniger als elf Jahren entwickelten 2,66-mal häufiger eine renale Funktionsstörung als Gleichaltrige mit einer längeren Östrogenexposition. Bei älteren Frauen stieg das Risiko dagegen nur um 22 %.
Praxisfazit: Die Autor:innen empfehlen, bei prämenopausalen Frauen mit einer späten Menarche, mehreren Kindern und langen Stillzeiten auf Zeichen einer renalen Dysfunktion zu achten. CW
Quelle: Farahmand M et al.: Endogenous estrogen exposure... BMC Endocrine Disorders 2021; doi: 10.1186/s12902-021-00817-3

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