Die schützende Wirkung des Östrogens beruht vermutlich auf einer induzierten Vasodilatation in den Nierengefäßen, der erhöhten Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) und verringertem oxidativem Stress, so mögliche Erklärungsansätze der Studienautor:innen.
An der „Tehran Lipid and Glucose Study” hatten 3.043 Frauen zwischen 30 und 70 Jahren teilgenommen, die im Median 15 Jahre nachbeobachtet wurden. Anhand der verfügbaren Daten über ihr Menarche- und Menopausenalter, die Zahl der Schwangerschaften und Laktationsphasen sowie der Dauer einer oralen Kontrazeption berechnete man ihre endogene Östrogenexposition. Bei 47 % summierte sich diese auf mindestens elf Jahre. In dieser Gruppe betrug die kumulative Inzidenz einer chronischen Nierenerkrankung (mit einer glomerulären Filtrationsrate unter 60 ml/min/1,73 m2 über mindestens drei Monate) 47,1 pro 1.000 Personenjahre. In der Vergleichsgruppe mit einer kürzeren Östrogenexposition lag das unadjustierte Nephropathie-Risiko um 17 % höher.
Unter Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren wie Alter, BMI, Rauchen, Hypertonie und Diabetes vergrößerten sich die Risikounterschiede. Frauen unter 45 Jahren mit einer Östrogenexposition von weniger als elf Jahren entwickelten 2,66-mal häufiger eine renale Funktionsstörung als Gleichaltrige mit einer längeren Östrogenexposition. Bei älteren Frauen stieg das Risiko dagegen nur um 22 %.
Praxisfazit: Die Autor:innen empfehlen, bei prämenopausalen Frauen mit einer späten Menarche, mehreren Kindern und langen Stillzeiten auf Zeichen einer renalen Dysfunktion zu achten. CW
Lebenslange Östrogenexposition
Gyn-Depesche 4/2022
Späte Menarche, lange Stillzeiten – früher Nierenschaden
Eine Kohortenstudie aus Teheran belegt, dass endogenes Östrogen als protektiver Faktor für die Nierenfunktion wirken kann.
Quelle: Farahmand M et al.: Endogenous estrogen exposure... BMC Endocrine Disorders 2021; doi: 10.1186/s12902-021-00817-3