Elektive Sectio

Gyn-Depesche 6/2015

Späterer Termin ist theoretisch besser – aber praktisch?

Zahlreiche Studien belegen, dass eine geplante Sectio vor der 39. SSW mit einem höheren Morbiditätsrisiko für das Kind verbunden ist. Im Klinikalltag scheint eine entsprechende Anpassung der Richtlinien die fetale Prognose jedoch kaum zu beeinflussen.

In der Universitätsfrauenklinik von British Columbia in Vancouver (Kanada) trat am 1. April 2008 eine neue Krankenhausrichtlinie in Kraft, die eine Terminvergabe für eine elektive Sectio aufgrund Beckenendlage, Zustand nach Sectio oder mütterlichem Wunsch frühestens in SSW 39+0 vorsah. In den drei Jahren davor fanden 60% (n=1204) aller geplanten Kaiserschnitte in SSW 38 oder früher statt. In den darauffolgenden vier Jahren betrug diese Rate nur noch 41% (n=1033). Das mediane Gestationsalter bei der Sectio verschob sich jedoch lediglich um zwei Tage von SSW 38+5 auf 39+0. Neonatale Komplikationen traten vor der Richtlinienänderung in 4,3% der Fälle auf, danach bei 5,4%. Der Anteil der Kaiserschnitte am Wochenende oder in den Abend- und Nachtstunden nahm von 16,3% vor 2008 auf 21,1% zu. Auch Notfall-Sectiones wurden häufiger.
Verglich man aber die Gesamtzahl der Sectiones in SSW 37+0 bis 38+6 mit denen zu einem späteren Termin, so ergab sich erwartungsgemäß ein um 60% höheres fetales Komplikationsrisiko. Dass sich durch die Richtlinienänderung insgesamt keine Verbesserung der neonatalen Prognose zeigte, führen die Studienautoren zum einen auf die geringe mediane Terminverschiebung zurück. Zum anderen sei die in Studien beobachtete Risikosteigerung bei früheren Sectiones zum Teil möglicherweise dadurch begründet, dass Schwangerschaften mit einem höheren Komplikationsrisiko tendenziell früher entbunden werden. In Kauf genommen werden müsse offensichtlich eine Zunahme der „Out-of-hours“- und Notfallkaiserschnitte. CW
Quelle:

Hutcheon JA et al.: Maternal and neonatal outcomes ... BJOG 2015; 122: 1200-6

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