Drohende Frühgeburt bei extremen Frühchen

Gyn-Depesche 6/2017

Steroidprophylaxe ist von Nutzen

Ob auch sehr frühe Frühgeburten von der pränatalen Administration von Kortikosteoriden profitieren und welche Rolle dabei das Zeitfenster bis zur Geburt spielt, war bislang unklar. Eine Kohortenstudie lieferte nun neue Informationen.

In den Jahren 2004 bis 2007 wurden in schwedischen Entbindungskliniken 707 Kinder in der 22. bis 26. SSW geboren. Bei 84% hatte die Mutter zuvor Kortikosteroide erhalten. Ein Viertel der Frühchen kam innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Dosis zur Welt, 40% nach ein bis sieben Tagen und der Rest später.
Ein Jahr später lebten noch 35% der nicht steroidexponierten Kinder, aber 71 bis 80% der nach der Prophylaxe Geborenen. Komplikationen wie intraventrikuläre Hämorrhagie, Frühgeborenen-Retinopathie oder bronchopulmonale Dysplasie fanden sich jeweils bei etwas mehr als der Hälfte. Die Chance, das erste Lebensjahr zu überleben, war am größten, wenn die Geburt 24 bis 47 Stunden nach der ersten Kortikoiddosis erfolgte. Ohne Steroide sank sie auf 26%, bei einer Entbindung innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Erstadministration oder mehr als sieben Tage danach auf 53 bzw. 56%.
Die Studienergebnisse belegen, dass bei einer drohenden Frühgeburt auch vor der 26. SSW jede Kortikosteroid-Prophylaxe die Mortalität und Morbidität des Kindes verringert. Als optimales Zeitfenster erwies sich auch hier – wie generell bei Frühgeburten – die Administration ein bis sieben Tage vor der Geburt. CW
Quelle:

Norberg H et al.: Timing of antenatal corticosteroid administration and survival in extremely preterm infants: a national population-based cohort study. BJOG 2017; 124: 1567-74

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