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Gyn-Depesche 1/2021

Stillen hat Einfluss auf das Virom

Im Fachblatt Nature veröffentlichte eine chinesische Arbeitsgruppe neue Erkenntnisse zum postpartalen Mikrobiomaufbau. Demnach verläuft die Besiedelung des neugeborenen Kindes durch Viren in mehreren Schritten. Und: Stillen beeinflusst diesen Prozess.
Kurz nach der Geburt ist der gesunde Säugling frei von Viren. Doch schon innerhalb eines Monats steigt die Zahl der Viruspartikel pro Gramm Körpergewicht auf 109 und bleibt anschließend bis ins Erwachsenenalter konstant. Das ergab die mikrobiologische Analyse der Mekoniumund Stuhlproben von Neugeborenen sowie Säuglingen im Alter zwischen einem und vier Monaten. Um dem Ursprung des neonatalen Viroms auf den Grund zu gehen, führten die Forscher eine Metagenom-Analyse des Säuglingsstuhls durch.
Die Ergebnisse legen nahe, dass kurz nach der Geburt „Pionierbakterien“ den menschlichen Intestinaltrakt besiedeln. Dadurch finden auch Bakteriophagen ihren Weg in den Darm, deren Genmaterial einen Monat post partum die vorherrschende Population virusähnlicher Partikel bildet. Nach vier Monaten sind schließlich humanpathogene Viren detektierbar, darunter Adenoviridae, Anelloviridae, Caliciviridae und Picornaviridae. Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Anteil humanpathogener Viren bei gestillten Säuglingen deutlich niedriger war als bei solchen, die ausschließlich Formulanahrung erhielten (9 % vs. 30 %). Als Kontrolle prüften die Wissenschaftler den Milchersatz auf Viren; die Tests lieferten jedoch negative Ergebnisse.
„Die Brustfütterung scheint also nicht nur vor bakteriellen Infektionen zu schützen, sondern auch die Vermehrung pathogener Viren zu hemmen“, schlussfolgerten die Autoren. RG
Quelle: Liang G et al.: The stepwise assembly of the neonatal virome is modulated by breastfeeding. Nature 2020; 581(7809): 470-4

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