CME

NATUR+PHARMAZIE 2/2020

Studien zeigen Assoziation von PCOS mit kardiovaskulären Erkrankungen

Zertifizierte Fortbildung
Das PCOS (polyzystisches Ovarsyndrom) ist eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen von Frauen im reproduktiven Alter. Man vermutet, dass genetische, endokrinologische und umweltbedingte Faktoren bei der PCOSPathogenese eine Rolle spielen.
Die Datenlage
  • Dahlgren et al. (1992), 33 vs. 132 Patientinnen (PCSO vs. kein PCOS; Alter 40 - 59 Jahre)
  • Wild et al. (2000), 319 vs. 1.060 Patientinnen (Altersdurchschnitt 56,7 Jahre)
  • Elting et al. (2001), 32 vs. 2.372 Patientinnen (45 - 54 Jahre)
  • Schmidt et al. (2011), 32 vs. 120 Patientinnen (61 - 79 Jahre)
  • Armeni et al. (2013), 43 vs. 286 Patientinnen (55,6 Jahre)
  • Merz et al. (2016), 25 vs. 270 Patientinnen (62,6 Jahre)
PCOS stellt aber auch einen Risikofaktor für andere Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes, Endometriumkarzinom und kardiovaskuläre Erkrankungen wie z. B. Hypertonus dar. Über die Assoziation zwischen PCOS und Bluthochdruck ist aber gar nicht so viel bekannt, was für die Risikobetrachtung bei betroffenen Patientinnen aber wichtig wäre.
Sechs bis zehn Prozent aller Frauen zwischen Menarche und Menopause leiden unter einem PCOS. Die Ätiopathogenese ist komplex und multifaktoriell, wie es so schön (und schwammig) heißt. Neben den typischen Symptomen wie oligo- oder Anovulation, Hyperandrogenismus und der namengebenden polyzystischen Ovar-Morphologie leiden die Patientinnen auch gehäuft unter Hypertonus, Dyslipidämie, metabolischem Syndrom und Adipositas. Das macht PCOS auch zu einer metabolischen Erkrankung. Mit dem Zusammenhang zwischen PCOS und Hypertonus haben sich aber noch gar nicht so viele Studien beschäftigt, weshalb die Autoren der vorliegenden Arbeit die verfügbaren Daten (aus immerhin sechs anderen Studien, die die harten Einschlusskriterien erfüllten) in einer umfangreichen Metaanalyse zusammenfassten.
 
Hypertonus-Prävalenz erhöht
In einer prospektiven Langzeitstudie wurden 35 postmenopausale Frauen mit PCOS eingeschlossen und nach 21 Jahren erneut evaluiert (und 120 vergleichbaren Frauen ohne PCOS gegenübergestellt). Man fand heraus, dass die Frauen mit PCOS eine höhere Prävalenz von Hypertonus und erhöhten Triglyzeridspiegeln aufwiesen. In einer weiteren Untersuchung analysierte man die Assoziation von PCOS mit Markern für subklinische Atherosklerose bei nicht-diabetischen postmenopausalen Frauen. Auch hier fand sich eine Verknüpfung von PCOS mit dem Blutdruck, Triglyzeriden, LDL und Cholesterin, aber auch mit der Pulswellengeschwindigkeit und der Arterienwandsteifigkeit.
Das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, zeigte sich in einer weiteren Studie bei PCOS-Frauen zwischen 45 und 54 Jahren als mehr als verdoppelt im Vergleich zu Frauen ohne das polyzystische Ovarsyndrom. Auch in einer anderen Studie, in der Frauen mit einem mittleren Alter von 31 Jahren untersucht wurden, zeigte sich eine vergleichbare Assoziation von PCOS mit Herz-Kreislauf-Parametern.
 
Hyperandrogenämie
Welche Rolle bei den gefundenen Assoziationen die Hyperandrogenämie spielt, wurde im Tierversuch an Ratten getestet. Weiblichen Tieren wurde Dihydrotestosteron implantiert und diese nach 13 Monaten untersucht. Bei den Tieren war daraufhin der Blutdruck höher, die Pulsfrequenz geringer und die Nierenfunktion um 40 % gesunken. Auch die Glukosestoffwechselparameter hatten sich verschlechtert.
Die aktuell verfügbaren Daten zeigen also, dass Frauen mit PCOS häfiger auch Zeichen des metabolischen Syndroms aufweisen und daher einem erhöhten kardiovaskulären Risiko unterliegen – einschließlich einer höheren Hypertonus-Inzidenz. Patientinnen mit PCOS sollten demnach unbedingt regelmäßig auf kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen hin gescreent werden. Zudem ist es wichtig, sie auf sinnvolle Lebensstilmodifikationen hinzuweisen, die das Risiko für derartige „zivilisatorische“ Erkrankungen reduzieren.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Doroszewska K et al.: Blood pressure in postmenopausal women with a history of polycystic ovary syndrome Menopause Rev 2019; 18: 94-8

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x