Deszensuschirurgie

Gyn-Depesche 1/2022

Tamsulosin beugt Blasendysfunktion bei Frauen vor

Nach einem Deszensuseingriff leidet ein erheblicher Anteil der Frauen an Harnentleerungsstörungen, die vermutlich unter anderem auf eine Dysfunktion des Blasenauslasses zurückzuführen sind. Der Alpharezeptor-Antagonist Tamsulosin beugt dieser Problematik vor.
Praxisfazit
Zugelassen ist Tamsulosin aktuell nur zur symptomatischen Behandlung der benignen Prostatahyperplasie bei Männern. Ob sich der Wirkstoff auch für Frauen eignet, soll nun in weiteren Studien bestätigt werden.
An der randomisierten Doppelblinduntersuchung nahmen 57 Frauen ab drei Tage vor einem Deszensuseingriff über zehn T age T amsulosin e in. D ie 6 2 K ontrollen erhielten dagegen ein Placebo. Am ersten postoperativen Tag prüften die Forschenden die Blasenentleerung mithilfe eines standardisierten Miktionstests. Zusätzlich dokumentierten sie, wie viele Frauen innerhalb der folgenden zwei Wochen eine Blasenkatheterisierung benötigten.
Fünf Frauen der Tamsulosin- (8,8 %) aber 16 der Kontrollgruppe (25,8 %) erlitten eine postoperative Blasenentleerungsstörung, da sie den Miktionstest nicht bestanden oder im Verlauf katheterisiert werden mussten. Tamsulosin senkte die Wahrscheinlichkeit für postoperative Miktionsprobleme um mehr als 70 %. In beiden Studienarmen besserten sich nach der Operation die Beschwerden der unteren Harnwege sowie die Lebensqualität signifikant. Tamsulosin besserte dabei insbesondere die Harnstrahlsymptome. Bezüglich der Nebenwirkungshäufigkeit sowie der Rate von Harnwegsinfekten unterschieden sich die beiden Studienarme nicht.
Etwa sechs Frauen müssen mit dem Alpharezeptorblocker behandelt werden, um eine postoperative Blasenentleerungsstörung zu verhindern, so die Autorinnen und Autoren. Zukünftige Studien müssen nun unter anderem die optimale Therapiedosis und -dauer klären. LO
Quelle: Chapman GC et al.: Tamsulosin vs placebo to prevent postoperative urinary retention following female pelvic reconstructive surgery ... Am J Obstet Gynecol 2021; 225(3): 274.e1-274.e11
ICD-Codes: N31.9

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