Die heute im Markt befindlichen oralen Kontrazeptiva enthalten einen Östrogen-Anteil von meist 20 bis 50 µg Ethinylestradiol und verschiedene Gestagene. Neben der schwangerschaftsverhütenden Wirkung sind eine Reihe von positiven Wirkungen belegt. Die Risikoreduktion für Ovarialkrebs tritt bereits nach fünfjährigem Gebrauch ein und persistiert bis 20 Jahre. Auch Frauen mit BRCA1- oder -2-Mutation profitieren davon. Ein Schutz vor Endometriumkrebs ist nur für die älteren Kontrazeptiva nachgewiesen, die neuen Produkte dürften aber auch über Schutzfunktion verfügen. Kurzfristiger Nutzen entsteht darüber hinaus aus der Normalisierung von Menstruationsstörungen und übermäßigem Blutverlust. Bei den Risiken steht die venöse Thrombembolie im Vordergrund - das relative Risiko ist unter den niedrigdosierten Präparaten um den Faktor drei oder vier gesteigert. Zwei aktuelle Metaanalysen zeigen ein gegenüber Levonorgestrel-haltigen Pillen um 1,5 bis 1,8 erhöhtes Risiko für Gestagene der dritten Generation, Desogestrel und Gestoden. Ein Screening z. B. auf Faktor-V-Leiden- und Prothrombin-Gen-Mutationen wird nicht empfohlen, die Familienanamnese liefert kaum Anhaltspunkte für eine besondere Gefährdung. Nach Absetzen der Pille verschwindet das Thrombembolie-Risiko. Infarkt- und Apoplexie-Rate sind unter Kontrazeptiva gesteigert bei Frauen, die rauchen oder einen Hochdruck haben. Nach wie vor ist die Verordnung an über 35-jährige Raucherinnen sorgfältig abzuwägen. Generell sollte vor der Verordnung der Blutdruck gemessen und bei einem kardiovaskulären Zwischenfall das Kontrazeptivum abgesetzt werden. (bk)
Niedrig dosierte Pille
Gyn-Depesche 4/2004
Thrombembolien als wichtigstes Risiko
Mit der Einführung der niedrig dosierten hormonellen Kontrazeptiva ist die Verhütung sehr sicher geworden. Bei gesunden Frauen übersteigt der Nutzen die potenziellen Risiken bei weitem.
Quelle: Petitti, DB: Combination estrogen-progestin oral contraceptives, Zeitschrift: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE, Ausgabe 349 (2003), Seiten: 1443-1449