Therapie-Optionen

Neuro-Depesche 11/2015

Tranylcypromin bei Depression

Der irreversible MAO-Hemmer Tranylcypromin (Jatrosom®; Aristo) vermindert durch eine nichtselektive und irreversible Hemmung der Monoaminoxidase (MAO) den Abbau der Transmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im ZNS. Die Wirksamkeit des einzigen in Deutschland zugelassenen Wirkstoffs dieser Klasse bewährt sich bereits seit über 50 Jahren im Behandlungsalltag und wurde in etwa 20 kontrollierten Studien bestätigt. Tranylcypromin kann bei einer Therapieresistenz, definiert durch eine fehlende Response auf mindestens zwei Antidepressiva unterschiedlicher Wirkstoffklassen in adäquater Dosis und Dauer, eine wertvolle Therapieoption sein: Das Therapiemanagement ist durch die Notwendigkeit einer tyraminarmen Diät komplizierter als für Antidepressiva der ersten und zweiten Wahl, jedoch in etwa vergleichbar mit der Kontrolle von Plasmaspiegeln und Nierenfunktion unter einer Lithiumaugmentation. Dagegen können Patienten mit therapieresistenter Depression von dem spezifischen Verträglichkeitsprofil profitieren, das sich durch fehlende Sedierung und keine zentralen anticholinergen Effekte auszeichnet. Ein weiterer potenzieller Vorteil des MAO-Hemmers ist die Vermeidung einer ggf. problematischen Polypharmazie, wie die Kombination von Antidepressiva bzw. mit deren Augmentation (z. B. mit Lithium, L-Thyroxin, atypischen Neuroleptika). Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) scheint übrigens keine Alternative zur etablierten Elektrokrampftherapie bei Therapieresistenz zu sein, sie weist im direkten Vergleich nur etwa die halbe Effektstärke auf.

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