Vor allem in der Krebstherapie nimmt die so genannte Präzisionsmedizin, durch die Patienten und Patientinnen möglichst individuell behandelt werden sollen, einen immer höheren Stellenwert ein. Tumorspezifische Eigenschaften, die Mikroumgebung des entarteten Gewebes, Wirtsparameter – alles findet Beachtung, um eine möglichst hohe Effektivität bei gleichzeitig niedriger Toxizität zu erreichen. Umso erstaunlicher ist deshalb, wie wenig Aufmerksamkeit die Onkologie bisher dem Geschlecht beigemessen hat.
202 klinische Studien aus 30 Jahren Krebsforschung
Schon länger ist bekannt, dass unter einer herkömmlichen Chemotherapie bei Frauen mehr Nebenwirkungen auftreten als bei Männern. Dass das auch für die Krebstherapeutika der neuen Generation gilt, belegte jetzt eine Studie im Journal of Clinical Oncology. Für die Untersuchung hatte das Autorenteam um den US-amerikanischen Biostatistiker Dr. Joseph Unger die Daten von knapp 24.000 Krebserkrankten aus 202 klinischen Studien der letzten dreißig Jahre analysiert.
Besonders groß war der Geschlechterunterschied unter Immuntherapeutika. Das Risiko für symptomatische Nebenwirkungen lag bei Frauen um 66 % höher als bei Männern. Patientinnen berichteten signifikant öfter von kardiovaskulären und gastrointestinalen Beschwerden, von Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Problemen beim Sehen. Auch immuntherapie-assoziierte Nebenwirkungen, die vom Behandler objektiv beurteilt werden konnten, waren bei Frauen häufiger als bei Männern. Dazu zählten unter anderem schwere hämatologische Nebenwirkungen sowie leichte bis mittelschwere Hautveränderungen, gastrointestinale und neurologische Auffälligkeiten. Ähnlich war das Bild unter Einsatz zielgerichteter Therapien (z. B. Kinaseinhibitoren). Auch hier kam es in den weiblichen Studienpopulationen öfter zu symptomatischen und objektiven therapieassoziierten Ereignissen (v. a. hämatologische Auffälligkeiten).
Über alle in der Studie ausgewerteten Behandlungsarten hinweg – von der herkömmlichen Chemotherapie über die Immuntherapie bis hin zu anderen zielgerichteten Therapieoptionen – waren unerwünschte Ereignisse bei Frauen nicht nur häufiger als bei Männern, sondern oft auch schwerwiegender.
Besonders groß war der Geschlechterunterschied unter Immuntherapeutika. Das Risiko für symptomatische Nebenwirkungen lag bei Frauen um 66 % höher als bei Männern. Patientinnen berichteten signifikant öfter von kardiovaskulären und gastrointestinalen Beschwerden, von Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Problemen beim Sehen. Auch immuntherapie-assoziierte Nebenwirkungen, die vom Behandler objektiv beurteilt werden konnten, waren bei Frauen häufiger als bei Männern. Dazu zählten unter anderem schwere hämatologische Nebenwirkungen sowie leichte bis mittelschwere Hautveränderungen, gastrointestinale und neurologische Auffälligkeiten. Ähnlich war das Bild unter Einsatz zielgerichteter Therapien (z. B. Kinaseinhibitoren). Auch hier kam es in den weiblichen Studienpopulationen öfter zu symptomatischen und objektiven therapieassoziierten Ereignissen (v. a. hämatologische Auffälligkeiten).
Über alle in der Studie ausgewerteten Behandlungsarten hinweg – von der herkömmlichen Chemotherapie über die Immuntherapie bis hin zu anderen zielgerichteten Therapieoptionen – waren unerwünschte Ereignisse bei Frauen nicht nur häufiger als bei Männern, sondern oft auch schwerwiegender.
Keine Toxizität ohne Überleben
Über die Ursachen dieser Geschlechterdifferenzen lässt sich aktuell nur spekulieren. Ein Grund könnte die Therapietreue sein, die abhängig vom Geschlecht nachweislich schwankt. Weil Frauen und Männer Symptome wahrscheinlich unterschiedlich wahrnehmen, kann auch eine Verzerrung bei der Meldung oder Interpretation der unerwünschten Ereignisse eine Rolle spielen. Möglich sind zudem geschlechtsspezifische Unterschiede der pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Eigenschaften. Zum Beispiel konnten Studien zu Fluorouracil eine niedrigere Clearance-Kapazität bei Frauen zeigen.
Allerdings muss die Toxizität immer im Kontext der Überlebensrate betrachtet werden. Tatsächlich ging in früheren Untersuchungen ein verbessertes Überleben bei Frauen mit einer höheren Toxizität einher, was schlicht daran lag, dass überlebende Krebserkrankte dem Chemotherapeutikum länger exponiert sind. RG
Allerdings muss die Toxizität immer im Kontext der Überlebensrate betrachtet werden. Tatsächlich ging in früheren Untersuchungen ein verbessertes Überleben bei Frauen mit einer höheren Toxizität einher, was schlicht daran lag, dass überlebende Krebserkrankte dem Chemotherapeutikum länger exponiert sind. RG
Fazit: Die Autoren erachten das Geschlecht als wichtige Stellschraube, um die Krebstherapie weiter zu personalisieren und das Verhältnis von Effektivität und Toxizität zu optimieren.