Schwangerschaftsverlust

Gyn-Depesche 2/2018

Väter leiden stiller

Dass auch Männer nach dem Tod eines ungeborenen Kindes trauern, wird oft übersehen. Wie ein systematisches Review nun zeigte, machen sie ihren Kummer eher mit sich selber aus. Aber auch die Flucht in den Alkohol ist für Männer in diesen Fällen offensichtlich eine „Coping-Strategie“.

Australische Psychologen fanden in medizinischen Datenbanken 29 Veröffentlichungen, die sich mit den Auswirkungen einer Fehloder Totgeburt auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Väter beschäftigten. Diesem Thema wird generell wohl eine zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt.
Quantitative Untersuchungen ergaben, dass sich die Reaktionen auf den Verlust eines ungeborenen Kindes bei Männern und Frauen gleichen: Sie berichten von Trauer, depressiven Gefühlen, Stress und Angst. Tendenziell scheinen bei Männern diese Emotionen aber weniger stark ausgeprägt und von kürzerer Dauer zu sein als bei ihren Partnerinnen. Zudem neigen Männer, wie die Studien bestätigten, eher dazu, ihre Gefühle zu verbergen und sich verschiedene Bewältigungs- und Vermeidungsstrategien zu suchen – beispielsweise, sich durch Arbeit oder erhöhten Alkoholkonsum abzulenken.
In qualitativen Studien kam heraus, dass Männer ihre Rolle meist darin sehen „stark zu sein“ und ihre Partnerin emotional zu unterstützen. Ihre eigene Trauer nehmen sie deshalb kaum wahr. Oft fühlen sie sich von ihrer Umgebung auch übersehen oder ausgegrenzt, weil diese sich in erster Linie auf den – offensichtlicheren – Schmerz der Frau konzentriert. Das verstärkt ihre Hilflosigkeit und das Gefühl, in ihrer Trauer alleingelassen zu werden. Ärzte und Pflegekräfte, die nach einer Fehl- oder Totgeburt gezielt auch nach dem Befinden des männlichen Partners fragen, könnten ihnen dabei helfen, vermuten die Autoren. CW
Quelle:

Due C et al.: The ... BMC Pregnancy and Childbirth 2017; DOI 10.1186/ s12884-017-1560-9

ICD-Codes: O06.9

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