Menopausale Beschwerden

Gyn-Depesche 2/2018

Verhaltenstherapie und Hypnose gegen Hitzewallungen

Für Frauen mit behandlungsbedürftigen menopausalen Beschwerden, für die eine Hormontherapie aufgrund von Kontraindikationen oder persönlichen Präferenzen nicht in Frage kommt, gibt es eine ganze Reihe nicht hormoneller Alternativen.

Drei Wissenschaftlerinnen aus Australien und Großbritannien durchsuchten die verfügbare Literatur und fassten die Evidenzen der nicht-hormonellen Therapieoptionen bei vasomotorischen und vaginalen Symptomen in der Menopause zusammen. Unter den nicht-pharmakologischen Alternativen ist die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie am besten belegt: Sie verringerte die subjektive Belastung durch Hitzewallungen und Nachtschweiß im Schnitt um 50%. Auch nach einem halben Jahr hielt dieser Effekt noch an. Dies galt auch für Brustkrebspatientinnen – allerdings war bei ihnen die Reduktion der vasomotorischen Symptome nicht objektiv messbar.
Auch Hypnosebehandlungen erwiesen sich in randomisiert-kontrollierten Studien als erfolgreich. Nach fünf Sitzungen sank die Frequenz von Hitzewallungen um etwa drei Viertel im Vergleich zu 12,9% in der Kontrollgruppe. Uneinheitlich ist die Datenlage bei der Akupunktur: Ein 2017 veröffentlichter Review kam zu dem Schluss, dass sie vasomotorische Symptome zwar reduziert, dies aber auch auf einen Plazeboeffekt zurückgehen könne.
Wenig Evidenz existiert für die Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierter Stressreduktion und Entspannungstechniken. Lebensstiländerungen wie das Vermeiden von Faktoren, die Schweißausbrüche fördern, können möglicherweise einzelnen Patientinnen helfen – ebenso wie Sport oder Yoga. Insgesamt ist die Datenlage aber in diesem Bereich sehr mager. Soja- Isoflavone und Extrakte aus der Traubensilberkerze zeigten zwar in einigen Studien eine gute Wirkung bei vasomotorischen Beschwerden. Nach einer 2016 publizierten Metaanalyse reicht die Evidenz jedoch nicht aus, um ihren Einsatz zu befürworten. Ähnliches gilt für zahlreiche weitere pflanzliche Alternativen wie Nachtkerzenöl oder chinesische Kräuterzubereitungen. Zudem ist deren Sicherheit oft nicht nachgewiesen und es besteht die Möglichkeit von Interaktionen mit anderen Medikamenten.
Zur nicht-hormonellen pharmakologischen Therapie von vasomotorischen Symptomen empfehlen internationale Leitlinien selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Da Fluoxetin und Paroxetin die Umwandlung von Tamoxifen in seinen aktiven Metaboliten behindern, sollten sie jedoch nicht gleichzeitig eingesetzt werden. Die Wirksamkeit des Antiepileptikums Gabapentin und des Sympathomimetikums Clonidin bei vasomotorischen Symptomen ist durch randomisiert- kontrollierte Studien ebenfalls gut belegt. Bislang erwies sich keine der Substanzen als überlegen gegenüber einer anderen.
Die Review-Autorinnen halten es für sinnvoll, eine pharmakologische Intervention zunächst mit dem SNRI Escitalopram oder Citalopram (10 bis 20 mg) zu beginnen. Bei unzureichender Wirkung oder Unverträglichkeit raten sie zu einem Therapieversuch mit Venlafaxin (37,5 bis 75 mg). Danach kommen als Alternativen Paroxetin, Gabapentin oder Clonidin in Frage.
Zur nicht-hormonellen Behandlung von vaginalen Symptomen scheinen silikonbasierte Gleitmittel gegenüber wasserbasierten von Vorteil zu sein. Feuchtigkeitscremes führen aufgrund ihres hohen Wassergehalts nur mit geringer Wahrscheinlichkeit zu einer klinischen Verbesserung. Bei schwerer Dyspareunie kann auch eine 4%-ige wässrige Lidocain-Lösung, drei Minuten vor der Penetration auf die Vulva appliziert, Linderung verschaffen. Darüber hinaus weisen aktuelle Studien darauf hin, dass vaginale Östrogenanwendungen den systemischen Estradiolspiegel nicht erhöhen und deshalb auch nach einer Brustkrebserkrankung eingesetzt werden können. CW
Quelle:

Hickey M et al.: Non-hormonal treatments for menopausal symptoms. BMJ 2017; 359: j5101 doi: 10.1136/bmj.j5101

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