Seltsame Stuhl-Studie

Gyn-Depesche 3/2017

Viel Technik, wenig Outcome

Dass Chirurgen in ihrem Arbeitsalltag einer besonderen körperlichen Belastung ausgesetzt sind, ist nachvollziehbar. Mitarbeiter der Mayo Clinic in Rochester, USA, – ansonsten bekannt für medizinisch anspruchsvolle Forschung – studierten in einem technisch aufwändigen Versuch, wie sich die Wahl des OP-Hockers bei vaginalen Operationen auf die körperlichen Beschwerden der operierenden Gynäkologen auswirkte. Man fand kaum Neues.

Vier Operateure führten auf vier unterschiedlichen OP-Hockern insgesamt 48 vaginale Operationen bei Beckenorganvorfällen (POP) durch. Man verglich einen einfachen Rundstuhl (Hocker), einen Hocker mit Rückenlehne, einen Sattelhocker mit Rückenlehne und einen Capisco-Stuhl (Reitersitzfläche mit Rückenlehne). Vor den Eingriffen fixierte man an der Stirn, der Brust und an beiden Oberarmen der Gynäkologen Beschleunigungssensoren und maß damit die Bewegungen während der Operationen. Auf die OP-Hocker legte man eine Sensor-Matte, die kontinuierlich mit zahlreichen Messfeldern den auf den Stuhl/das Gesäß wirkenden Druck maß.
Im Durchschnitt dauerten die Eingriffe 122 min. Bei 67% gaben die Operateure körperliche Beschwerden an. Am häufigsten war der untere Rücken betroffen (30%), gefolgt von der rechten Schulter (26%). Der Beschwerdescore prä- und postop. unterschied sich nicht in Abhängigkeit vom verwendeten Hocker. Allerdings empfanden die Operateure subjektiv den Rundhocker und den Sattelhocker am unbequemsten, wobei der Sattelhocker besonders niedrige Druckwerte aufwies.
Bottom-line: Wer im Sitzen operiert, unterliegt einer deutlichen muskuloskelettalen Belastung, wobei die Art des OP-Hockers kaum einen Einfluss hat. CB
Quelle:

Singh R et al.: Effect of chair types on work-related musculoskeletal discomfort during vaginal surgery. Am J Obstet Gynecol 2016; 215: 648.e1-9

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