Das Ejakulat von 34 genesenden COVID- 19-Patienten aus Wuhan wurde im Schnitt 31 Tage nach dem Infektionsnachweis auf Virusmaterial untersucht. Die Männer waren zwischen 31 und 49 Jahre alt und zeigten einen milden bis mittelschweren Krankheitsverlauf. Sechs Patienten klagten zum Zeitpunkt der Diagnose über Skrotumbeschwerden, die als möglicher Hinweis auf eine virale Orchitis gelten könnten. Eine urogenitale Untersuchung wurde aufgrund der Pandemie jedoch nicht durchgeführt.
Bei keinem der Studienteilnehmer ließ sich SARS-CoV-2 im Sperma nachweisen. Darüber hinaus zeigte eine frühere Transskriptomanalyse derselben Arbeitsgruppe, dass Hodenzellen das Membranenzym ACE-2 (Angiotensin Converting Enzyme 2) nur in sehr geringem Ausmaß exprimieren. Bekanntermaßen nutzt SARS-CoV-2 dieses Protein als Rezeptor, um in seine Wirtszellen zu gelangen. Auch Transmembran- Serin-Protease-2 (TMPRSS2), die das virale Spike-Protein für den ACE-2-vermittelten Transport in die Zelle aktiviert, wird im Hoden kaum transkribiert.
Dass sich eine SARS-CoV-2-Infektion langfristig auf die Reproduktionsfähigkeit auswirkt, erscheint daher unwahrscheinlich. Nicht ausschließen lässt sich allerdings, dass während der Akutphase der Erkrankung und/ oder bei einer höheren Viruslast die Erreger auch in die Samenflüssigkeit gelangen könnten. CW