Die klassische Rolle des Patienten vor der "Aufklärung" unserer Tage war die eines weitgehend passiven Empfängers von medizinischen Leistungen. Eine wesentliche Pflicht bestand darin, im Krankheitsfalle einen Arzt aufzusuchen und dessen Weisungen Folge zu leisten. Der Arzt hatte herkömmlicherweise die Pflicht, sich an nichts anderem als am Wohlergehen des Patienten zu orientieren und ihn nach dem höchsten Stand seiner fachlichen Kompetenz zu behandeln. Aus der Sicht des Patienten hatte der Arzt ausschließlich ein Interesse an Gesundheit und Lebensqualität des Patienten. Das persönliche Engagement des Arztes führte in aller Regel zu einem starken Vertrauensverhältnis, durch das der Patient auch die Grenzen des medizinischen Wissens eher akzeptieren konnte. Mittlerweile geht es im Gesundheitswesen speziell auch für niedergelassene Ärzte auch um finanzielle bzw. ökonomische Aspekte. Fast täglich wird über Kostenexplosion, Beitragserhöhungen, Leistungskürzungen, Selbstbeteiligung kontrovers und teilweise sehr emotional berichtet und diskutiert. Damit verändert sich aber auch die Einstellung der Patienten. Angesichts der Tatsache, dass der finanzielle Aspekt zu sehr - möglicherweise zu sehr - in den Vordergrund rückt, kann es kaum verwundern, dass die Patienten für ihr Geld die beste Dienstleistung als Gegenleistung haben möchten. Dazu kommen Berichterstattungen über Fehler von Ärzten, Schlampereien und Unzulänglichkeiten in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Die Folge ist, dass immer mehr der Qualitätsbegriff in den Vordergrund geschoben wird, auch wenn alle Fachleute wissen, wie schwierig dieser im Gesundheitswesen zu definieren bzw. zu messen ist. Die Patienten werden immer skeptischer; ein Vertrauensverlust gegenüber den Ärzten ist die Folge. Dies spiegelt sich in dem Wunsch nach eigenen Entscheidungsspielräumen oder aber der Hinwendung zu alternativen Heilmethoden wider. Damit hat der "mündige" Patient aber ein nicht ganz unerhebliches Problem: Er benötigt schnell und gezielt - möglichst kostenlose - medizinische Informationen. Denn sie bilden die Grundlage für seine Entscheidung, die er zusammen mit dem Arzt bzw. allein fällt. Einerseits muss er herausbekommen, welche Leistung für ihn optimal ist. Andererseits muss er sich entscheiden, welche Leistung er für sich in Anspruch nehmen möchte. Und hier spielt dann der finanzielle Aspekt für den Patienten - er wird gegebenenfalls mit höheren Kosten bzw. entgangenen Rückzahlungen durch den Versicherungsträger konfrontiert - eine zentrale Rolle. Was bedeutet das aber alles für den Arzt? Ist beispielsweise das Internet als Informationsquelle für Patienten nicht sowieso nur etwas für jüngere Menschen? Wenn Sie etwa die individuellen Gesundheitsleistungen nehmen, wird schnell deutlich, worum es geht. Früher haben die Ärzte bei ihren Patienten bestimmte Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt und die Patienten nur im Falle eines auffälligen Befundes informiert. Heute legen sie z. B. Patienteninformationen im Wartezimmer aus und informieren die Patienten über bestimmte Leistungen, die in der Praxis angeboten werden. Da die Patienten die Leistungen aber aus eigener Tasche bezahlen müssen, fällen sie (die Patienten) die Entscheidung, ob der Arzt diese Leistung erbringen soll oder nicht. Der entscheidende Faktor ist hier die Information: Greifen Sie als Arzt aktiv in diesen Prozess der Informationsgewinnung ein. Sie haben verschiedene Möglichkeiten: - Patientenfaltblätter - Aushänge in der Praxis - Wartezimmerfernsehen - Ihre eigene Homepage - das persönliche Gespräch Lassen Sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen! Stellen Sie sich und Ihre Praxis als kompetente Informationsquelle dar. Haben Sie vielleicht über Ihr Spezialgebiet schon mal Vorträge vor Patienten gehalten? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sich als kompetenter Gesprächspartner und patientenorientierter Dienstleister im Gesundheitswesen darzustellen. Einige Ärzte haben schon allein aus dem Zuhören oder der Beantwortung von Fragen IGeL-Leistungen für ihre Patienten gemacht ... Autor: Dipl.-Betriebswirt Martin W. Lietz, Marketingleiter der Ärztlichen Partnerschaftsgesellschaft Wagner Stibbe Kast Bispink + Partner, W.-v.-Siemens-Str. 10, 37077 Göttingen
Individuelle Gesundheitsleistungen (16)
Gyn-Depesche 2/2004
Vom Patienten zum mündigen Partner?
Die klassische Rolle des Patienten vor der "Aufklärung" unserer Tage war die eines weitgehend passiven Empfängers von medizinischen Leistungen. Eine wesentliche Pflicht bestand darin, im Krankheitsfalle einen Arzt aufzusuchen und dessen Weisungen Folge zu leisten.
Der Arzt hatte herkömmlicherweise die Pflicht, sich an nichts anderem als am Wohlergehen des Patienten zu orientieren und ihn nach dem höchsten Stand seiner fachlichen Kompetenz zu behandeln. Aus der Sicht des Patienten hatte der Arzt ausschließlich ein Interesse an Gesundheit und Lebensqualität des Patienten. Das persönliche Engagement des Arztes führte in aller Regel zu einem starken Vertrauensverhältnis, durch das der Patient auch die Grenzen des medizinischen Wissens eher akzeptieren konnte.
Mittlerweile geht es im Gesundheitswesen speziell auch für niedergelassene Ärzte auch um finanzielle bzw. ökonomische Aspekte. Fast täglich wird über Kostenexplosion, Beitragserhöhungen, Leistungskürzungen, Selbstbeteiligung kontrovers und teilweise sehr emotional berichtet und diskutiert. Damit verändert sich aber auch die Einstellung der Patienten. Angesichts der Tatsache, dass der finanzielle Aspekt zu sehr - möglicherweise zu sehr - in den Vordergrund rückt, kann es kaum verwundern, dass die Patienten für ihr Geld die beste Dienstleistung als Gegenleistung haben möchten.
Dazu kommen Berichterstattungen über Fehler von Ärzten, Schlampereien und Unzulänglichkeiten in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Die Folge ist, dass immer mehr der Qualitätsbegriff in den Vordergrund geschoben wird, auch wenn alle Fachleute wissen, wie schwierig dieser im Gesundheitswesen zu definieren bzw. zu messen ist.
Die Patienten werden immer skeptischer; ein Vertrauensverlust gegenüber den Ärzten ist die Folge. Dies spiegelt sich in dem Wunsch nach eigenen Entscheidungsspielräumen oder aber der Hinwendung zu alternativen Heilmethoden wider.
Damit hat der "mündige" Patient aber ein nicht ganz unerhebliches Problem: Er benötigt schnell und gezielt - möglichst kostenlose - medizinische Informationen. Denn sie bilden die Grundlage für seine Entscheidung, die er zusammen mit dem Arzt bzw. allein fällt.
Einerseits muss er herausbekommen, welche Leistung für ihn optimal ist. Andererseits muss er sich entscheiden, welche Leistung er für sich in Anspruch nehmen möchte. Und hier spielt dann der finanzielle Aspekt für den Patienten - er wird gegebenenfalls mit höheren Kosten bzw. entgangenen Rückzahlungen durch den Versicherungsträger konfrontiert - eine zentrale Rolle.
Was bedeutet das aber alles für den Arzt? Ist beispielsweise das Internet als Informationsquelle für Patienten nicht sowieso nur etwas für jüngere Menschen? Wenn Sie etwa die individuellen Gesundheitsleistungen nehmen, wird schnell deutlich, worum es geht. Früher haben die Ärzte bei ihren Patienten bestimmte Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt und die Patienten nur im Falle eines auffälligen Befundes informiert. Heute legen sie z. B. Patienteninformationen im Wartezimmer aus und informieren die Patienten über bestimmte Leistungen, die in der Praxis angeboten werden. Da die Patienten die Leistungen aber aus eigener Tasche bezahlen müssen, fällen sie (die Patienten) die Entscheidung, ob der Arzt diese Leistung erbringen soll oder nicht. Der entscheidende Faktor ist hier die Information: Greifen Sie als Arzt aktiv in diesen Prozess der Informationsgewinnung ein. Sie haben verschiedene Möglichkeiten:
- Patientenfaltblätter
- Aushänge in der Praxis
- Wartezimmerfernsehen
- Ihre eigene Homepage
- das persönliche Gespräch
Lassen Sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen! Stellen Sie sich und Ihre Praxis als kompetente Informationsquelle dar. Haben Sie vielleicht über Ihr Spezialgebiet schon mal Vorträge vor Patienten gehalten? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sich als kompetenter Gesprächspartner und patientenorientierter Dienstleister im Gesundheitswesen darzustellen.
Einige Ärzte haben schon allein aus dem Zuhören oder der Beantwortung von Fragen IGeL-Leistungen für ihre Patienten gemacht ...
Autor: Dipl.-Betriebswirt Martin W. Lietz, Marketingleiter der Ärztlichen Partnerschaftsgesellschaft Wagner Stibbe Kast Bispink + Partner, W.-v.-Siemens-Str. 10, 37077 Göttingen