In einer aktuellen Studie wurde untersucht, inwiefern eine unwillkürliche Bauchmuskelaktivität spontanen Episoden von menstruellen Krämpfen bei dysmenorrhoischen Frauen vorausgeht und ob die Gabe von Naproxen diesen Mechanismus aushebeln kann. Hierfür wurde elektromyographisch die Bauchmuskelaktivität von 38 Patientinnen mit schwerer Dysmenorrhoe sowie von zehn gesunden Frauen während der Menstruation aufgezeichnet. Gleichzeitig sollten die Frauen ihre Schmerzintensität in Echtzeit angeben, indem sie bei Empfinden eines Krampfes einen Gummiball in ihrer Hand drückten. Zur Erfassung der Schmerzempfindlichkeit wurden auch die Druckschmerzschwellen der Teilnehmerinnen gemessen.
Bei gesunden Frauen fiel die Bauchmuskelaktivität während der Menstruation nur selten mit der Angabe von Schmerzen zusammen (0,9 ±0,6 Episoden/Stunde). Bei dysmenorrhoischen Frauen ging einer Schmerzempfindung dagegen häufig eine unwillkürliche Bauchmuskelaktivität voraus, was auf menstruelle Krampfanfälle hinweist (10,8 ±3,0 Episoden/Stunde, p <0,004). Solche muskulär begleiteten Schmerzepisoden traten bei insgesamt 45 % der Frauen mit Dysmenorrhoe auf; nach Gabe von Naproxen waren es dagegen nur noch 13 % (P = 0,011).
Gegenüber Frauen ohne diesen Schmerzphänotyp hatten Frauen mit Bauchmuskelaktivität bei den Schmerzepisoden seltener eine sekundäre Dysmenorrhoe oder chronische Beckenschmerzen, und außerdem auch weniger nicht menstruelle Schmerztage pro Monat (0,6 ± 0,5 vs. 12,4 ± 0,3, p = 0,002). Die Druckschmerztoleranz der Frauen mit den krampfartigen Beschwerden war mit derjenigen der gesunden Kontrollen vergleichbar. Frauen, die dagegen an Schmerzen ohne begleitende Bauchmuskelaktivität litten, zeigten eine signifikant niedrigere Druckschmerzschwelle.
Die Aktivität der Bauchmuskulatur kann folglich zu krampfartigen Schmerzen bei primärer Dysmenorrhoe beitragen, die sich durch Naproxen gut lindern lassen. Dysmenorrhoische Patientinnen ohne krampfassoziierte Bauchmuskelaktivität weisen dagegen eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit auf und haben auch häufiger eine chronische Schmerzdiagnose, was eher auf eine Störung der zentralen Schmerzverarbeitung hinweist. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass mehrere verschiedene Mechanismen zu Dysmenorrhoe beitragen können. OH