Ovarialkarzinom

Gyn-Depesche 5/2018

Vorgetäuschte Karzinomatosen

Die Symptome eines Ovarialkarzinoms sind zunächst unspezifisch. Manchmal steckt hinter den verdächtigen Befunden auch eine ganz andere Krankheit – so auch in zwei Fällen in San Diego, Kalifornien.

Eine 52-jährige Frau von den Philippinen stellte sich mit aufgedunsenem Bauch vor. Ein CT zeigte Knoten im Peritonealraum, vereinbar mit einer diffusen Karzinomatose. Bei der explorativen Laparotomie fand man im Peritoneum diffus verteilte Knoten. Man schloss eine totale abdominelle Hysterektomie mit Omentektomie und Adhäsiolyse an. Die Knoten-Histologie ergab nichtverkäsende Granulome. Statt Krebs wies man säurefeste Stäbchen aus dem Peritoneum nach; Sputumkulturen waren positiv auf Mycobacterium tuberculosis. Im Thoraxröntgen waren aber keine Veränderungen zu entdecken. Man initiierte eine antituberkulöse Medikation. Vier Jahre nach der Diagnose war die Frau krankheitsfrei.
Eine 46-jährige Philippina präsentierte sich mit ähnlichen Symptomen. Die Radiologie zeigte eine zystischen Tumor von 15 cm Durchmesser im Bereich des linken Ovars mit muralen Knoten, vereinbar mit einem epithelialen Ovarialkarzinom, bestätigt durch Schnellschnitt-Diagnose. Es wurden eine Hysterektomie mit bilateraler Salpingo-Oophorektomie und eine Debulking-Chirurgie vorgenommen. Am Kolon fand man miliäre Knötchen. Die Histologie des Tumors zeigte ein wenig differenziertes seröses Ovarialkarzinom (Stadium IIC), die der Knötchen aber eine granulomatöse Entzündung, entsprechend einer zurückliegenden Schistosomiasis (S. japonicum). Man behandelte mit einer Einzeldosis Praziquantel und verabreichte eine adjuvante Chemotherapie (Carboplatin + Paclitaxel). Zehn Jahre nach der Diagnose zeigt die Frau keine Zeichen von Rezidiven. WE
Quelle:

Drayer SM et al.: Infectious diseases mimicking ovarian carcinomatosis. Gynecol Oncol Rep 2018; 26: 29-31

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