Daten einer globalen WHO-Erhebung

Gyn-Depesche 4/2008

Wann profitieren Mutter oder Kind wirklich vom Kaiserschnitt?

Die Sectio-Rate steigt seit einigen Jahren ohne klar belegten Gesamtnutzen für die Babys an. Die Autoren aus einer WHO-Forschungsgruppe halten es für dringend erforderlich, die möglichen individuellen Risiken und Vorteile abzuwägen.
Praxisfazit
?! Die Studie zeigt deutlich, dass höhere Sectio-Raten nicht notwendigerweise zu besseren Ergebnissen für Mütter und Kinder führen. Zudem sind Langzeiteffekte wie höheres Risiko von Placenta praevia oder accreta bei späteren Schwangerschaften zu berücksichtigen; ob sich durch Sectio dagegen Inkontinenz verhindern lässt, ist unklar. Es sollten Umfelder und Praktiken unterstützt werden, die die physiologische Geburt ergänzen, statt ihr entgegen zu wirken.

Innerhalb des „2005 WHO global survey on maternal and perinatal health“ lieferten 120 lateinamerikanische Kliniken Daten von 91% der Geburten. Mehrlingsentbindungen und notfallmäßig ausgeführte Sectiones vor Beginn der Wehen wurden ausgeschlossen. Von 94 207 Geburten erfolgten 33,7% per Sectio. Davon waren 41,5% elektiv, bei den übrigen fiel die Entscheidung erst nach Beginn der Wehen. Als häufigste Gründe für elektive Eingriffe wurden Z. n. Sectio (44%), Steißlage (12%), Präeklampsie (13,5%), andere Komplikationen bei den Müttern (12%) und geplante Sterilisierung (7,4%) angegeben. Nach Wehenbeginn führten in 35% der Fälle Miss­verhältnisse zwischen Kopf und Becken zur OP, in 32% lagen Z. n. Sectio und in 26% fetaler Stress vor.

Frauen mit vaginaler Geburt hatten mehr sozidemographische Risikofaktoren, diejenigen mit Sectio mehr medizinische (anamnestisch oder aktuell). Nach Korrektur der Daten um Risikofaktoren ergaben sich für beide Sectio-Arten signifikant höhere Werte bei den Müttern für Bluttransfusionen, Hysterektomie, Verlegung auf die Intensiv­station und längeren Klinik­aufenthalt. Bei Sectio wurden häufiger Antibiotika gegeben, dagegen waren höhergradige Dammrisse oder postpartale Fisteln selten.

Was die Babys betraf, so fand sich nach Schädellage bei elektiver Sectio eine grenzwertig signifikante Verminderung der fetalen Todesfälle, nicht jedoch bei nicht-elektivem Eingriff. Bei Steißlage reduzierten beide Sectio-Formen die Sterblichkeit bei der Geburt gegenüber der vaginalen Entbindung deutlich. Beide Arten von Sectio gingen bei Schädellage mit fast doppelt so hohem Risiko eines mindes­tens einwöchigen Aufenthalts auf der Intensivstation einher. Neonatale Todesfälle bis zur Klinikentlassung waren nach nicht-elektiver Sectio bei Schädellage doppelt so häufig wie bei vaginaler Entbindung; bei elektiver OP war dieser Effekt geringer. Bei Steißlage wirkte sich Sectio nicht auf die neonatale Morbidität aus und günstig auf die neonatale Sterblichkeit. Der negative Effekt der Sectio bei Schädellage auf die neonatale Morbidität blieb nach Ausschluss aller Fälle mit der Indikation fetaler Stress bestehen. Die besseren Ergebnisse bei nicht-elektiven OPs könnten auf eine günstige Wirkung von Blasensprung bzw. Beginn der Wehen auf die fetalen Lungen zurückzuführen sein.

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