Sectio

Gyn-Depesche 3/2020

Wann sollte man Antibiotika geben?

Der Kaiserschnitt ist mit einem Risiko postoperativer Infektionen der Mutter verbunden. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika gilt als indiziert. Meist wird dafür plädiert, sie vor dem Bauchschnitt zu applizieren.
Ob etwas gegen diese Praxis spricht, diskutierten Experten aus einer Frauenklinik der Universität von Kopenhagen. Zwar wird die postoperative Morbidität, insbesondere von Endometritis und Infektion des Operationsfeldes, durch präoperative Antibiose eindeutig reduziert. Weniger sicher ist aber, dass bei diesem Vorgehen der Neugeborene keinen Schaden nimmt. In einigen Studien zu dieser Frage wurden keine kurzfristigen Nebenwirkungen registriert, Langzeit-Folgen wurden aber nicht erfasst. In anderen Studien fand man nach Verabreichung von Breitspektrum- Antibiotika in der Schwangerschaft wie auch bei Kleinkindern erhöhte Risiken für Asthma und Typ-1-Diabetes, bei Frühgeburten Zerebralparese und erhöhte Sterblichkeit. Die Dänen sehen ein Problem aber vor allem in einer Veränderung der Darmflora beim Nachwuchs. Ein solches Ungleichgewicht kann immunvermittelte Erkrankungen fördern, wie Neurodermitis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Dieses Thema griff man in Kopenhagen anhand der Patientenakten des eigenen Hauses zwischen 1.1.2007 und 17.3.2017 auf. Bei 3.268 Entbindungen via Sectio waren Antibiotika erst nach Abklemmen der Nabelschnur verabreicht worden. Man registrierte nach der Entbindung bei den Müttern eine Prävalenz von Endometritis, Infektion im OP-Bereich und Sepsis von nur 2,1 %. Die dänischen Zahlen sprechen nach Ansicht der Autoren dafür, dass in Ländern mit hohen Hygiene-Standards Antibiotika bei Sectio erst nach dem Abnabeln gegeben werden sollten. WE
Quelle: Winther ACR et al.: Prophylactic antibiotics in caesarean delivery before or after cord clamping – protecting the mother at the expense oft the infant’s microbiota? BJOG 2020; 127: 203-6

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