Labioplastien liegen im Trend. Vor allem viele junge Frauen wünschen sich eine ästhetische Vulva. Dabei werden insbesondere kleine Labiae minorae von den Medien als Schönheitsideal propagiert. Allerdings sind die Standardmaße der gesunden Vulva gar nicht klar definiert, da es erstaunlich wenige Daten dazu gibt. Verfügbare Referenzdaten stammen zudem überwiegend aus älteren Studien. In einem Luzerner Krankenhaus hat man daher einmal genau nachgemessen.
Nach einem standardisierten Protokoll maßen die Schweizer Gynäkologen bei insgesamt 657 Frauen im
Alter zwischen 15 und 84 Jahren die Morphologie der Vulva genau nach. Bestimmt wurden die Mittelwerte und Standardabweichungen für die Länge der Labiae minorae und Labiae majorae sowie die Länge des Perineums, die Länge und Breite der Klitoris und deren Abstand zur Urethra (siehe Tab. 1).
Das Durchschnittsalter der Frauen betrug 47,27 ± 18,5 Jahre. 245 der Frauen waren Nullipara, von den übrigen hatten 56 per Kaiserschnitt, 331 vaginal und 25 auf beide Weisen entbunden. Zudem beschränkte man sich auf hellhäutige Teilnehmerinnen. Denn aus früheren Studien ist bekannt, dass die Ethnie eine maßgebliche Rolle spielt, was das Erscheinungsbild der äußeren Genitale betrifft. Um weitere Einflussfaktoren einzugrenzen, wurden schwangere Frauen sowie Frauen unter Hormontherapie (orale Kontrazeptiva ausgenommen), Frauen mit vulvärer Erkrankung oder Symptomen sowie jene mit zurückliegender Vulvoplastie ausgeschlossen.
Variables Erscheinungsbild
Insgesamt zeigten sich anatomisch erhebliche individuelle Unterschiede: Beispielsweise schwankte die Länge der inneren Schamlippen zwischen 5 und 100 mm (Mittelwert 42,5mm) und die der Klitoris zwischen 0,5 und 34 mm (Mittelwert 4,62 mm). Eine signifikante Asymmetrie der rechts- bzw. linksseitigen Ausmaße der Labien wurde nicht beobachtet.
Darüber hinaus korrelierten einige der morphologischen Parameter mit verschiedenen Patientencharakteristika. So war das
Alter der Patienten negativ korreliert mit der Klitoris-Länge (r = - 0,169), dem Abstand zwischen Klitoris und Urethra (r = - 0,283), der Länge der Labiae minorae (r = - 0,364) sowie mit der Länge des Perineums (r = - 0,095). Der BMI korrelierte positiv mit der Länge der Labiae majorae (r = 0,150) und der Introitus-Länge (r = 0,097), und negativ mit der Länge und Breite der Labiae minorae (r = - 0,170 bzw. -0,133) und mit der Klitoris-Länge (r = - 0,978).
Auch eine vaginale Entbindung hatte erwartungsgemäß einen Einfluss auf die vulväre Morphologie. Die Länge von Scheideneingang und äußere Schamlippen nahmen dadurch zu (r = 0,136 bzw. 0,133), die Distanz zwischen Klitoris und Urethra fiel dagegen kürzer aus (r = - 0,241) als bei Nullipara oder Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden hatten.
Abweichungen objektiver bewerten
Angesichts der steigenden Nachfrage nach kosmetischen Genitaloperationen halten die Autoren eine Definition der „ Normalmaße“ der Vulva für dringend erforderlich. Die erhobenen Messungen können hierfür als Referenzwerte genutzt werden. Auch für die Diagnose vulvarer Anomalien sollte dies hilfreich sein. Zu beachten ist dabei jedoch die sehr große Bandbreite innerhalb der vermeintlichen Norm, und der maßgebliche Einfluss von verschiedenen Patientenfaktoren, wie
Alter und BMI. Daher sollte in jedem Fall eine individuelle Entscheidung getroffen werden. OH