Depression in der Schwangerschaft

Gyn-Depesche 3/2016

Weibliche Föten stärker gefährdet

Eine Depression der Mutter in der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Ungeborenen in mehreren Aspekten negativ beeinflussen. Britische Mediziner verschiedener Disziplinen prüften nun, inwieweit sich die prä- oder postpartale mütterliche Depression auf das Depressionsrisiko der Kinder auswirkt – und fanden Geschlechterunterschiede.

Kommentar

Eine Depression geht im Rahmen der Stress- Response mit hohen Glucokortikoid-Spiegeln einher – und Tiermodellen zufolge sind weibliche Föten diesem hormonellen Einfluss gegenüber vulnerabler als männliche. Nun wurde erstmals nachgewiesen, dass ein depressogener Effekt bis ins spätere Lebensalter nachwirken kann. Weibliche Föten sind offenbar empfänglicher für „fötale Programmierung“ (z. B. der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennieren-Achse).

Redaktion Gyn-Depesche
Das Kollektiv bestand aus 7959 Mutter-Kind- Paaren. Eine mütterliche Depression vor und nach der Geburt wurde mit der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) erfasst, zusätzlich wurden die Kinder im Alter von zwölf und 18 Jahren mittels Mood and Feelings Questionnaire- Short Version (MFQ) bzw. mit dem Clinical Interview Schedule – Revised (CIS-R) auf depressive Symptome untersucht.
In der logistischen Regressionsanalyse fanden sich keine Hinweise auf eine signifikante Interaktion zwischen prä- oder postpartaler Depression der Mütter und dem Geschlecht der Kinder mit einer Depression im Alter von zwölf Jahren. Hinsichtlich der Depression der Kinder mit 18 Jahren jedoch bestanden signifikante Zusammenhänge.
Unter den 4566 Teilnehmern mit kompletten Daten erfüllten im Alter von 18 Jahren 360 (8%) die ICD-10-Kriterien für eine Depression, 10,6% der Mädchen, aber nur 4,3% der Jungen. Somit war – im Einklang mit der Studienhypothese – bei präpartal depressiven Müttern die Wahrscheinlichkeit einer Depression bei Mädchen im Alter von 18 Jahren deutlich um 55% erhöht. Bei ausschließlich postpartal depressiven Müttern war die Depressionswahrscheinlichkeit der Kinder im Alter von 18 dagegen bei den Mädchen kaum erhöht (um 15%), bei den Jungen aber massiv um 213%. JL
Quelle:

Quarini C et al.: Are female children more vulnerable ... J Affect Disord 2016; 189: 329-35

ICD-Codes: O99.3

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