Mammakarzinom beim Mann

Gyn-Depesche 3/2017

Welche Gene stehen im Verdacht das Risiko zu erhöhen?

Brustkrebs bei Männern ist insgesamt selten (Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung etwa 1:1000). Über die genetischen Einflüsse weiß man noch nicht so viel. Daher untersuchten Forscher aus den USA an einer Kohorte von Männern mit Mammakarzinom (MBC, male with breast cancer), welche pathologischen genetischen Variationen bei den Betroffenen vorlagen. Es kristallisierten sich drei „Verdächtige“ heraus, deren Testung man wohl MBC anbieten sollte.

Die retrospektive Studie schloss 715 MBC ein, bei denen ein Gentest auf multiple Mamma- Ca-Gene durchgeführt worden war. Dabei wurden Multi-Gen-Assays von unterschiedlichen Anbietern verwendet und die Männer auf 16 „Brustkrebs-verdächtige“ Gene getestet: ATM, BARD1, BRCA1, BRCA2, BR1P1, CDH1, CHEK2, MRE11A, NBN, NF1, PALB2, PTEN, RAD50, RAD51C, RAD51D und TP53.
Die Detektionsrate der Tests lag über alle Patienten hinweg bei 18,1%, unabhängig davon, ob zuvor schon eine BRCA1/ 2-Testung erfolgte. Am häufigsten fand man Mutationen in BRCA2 und CHEK2 (11,0 und 4,1%). Das größte Brustkrebs-Risiko wohnte der BRCA2- Mutation inne: Wiesen Männer diese Genmutation auf, erhöhte sich das Mamma-Ca-Risiko signifikant auf das Vierzehnfache. Ein positiver CHEK2-Assay erhöhte das Risiko auf das 3,7-fache, PALB2 auf das 6,6-fache. Keine pathologischen Varianten fand man bei den MBC für CDH1, PTEN, RAD50/51C und TP53.
Auf das mittlere Erkrankungsalter hatten die genetischen Variationen keinen Einfluss; es lag bei 64 bzw. 62 Jahren. Lediglich Träger des 1100delC-Allels in CHEK2 erkrankten im Schnitt früher (54 Jahre). Als „Nebenbefund“ fand man eine positive Assoziation von BRCA1 und BRCA2 (Prostata- und Pankreaskarzinom).
Es könnte also sinnvoll sein, MBC eine Testung zumindest der drei gefundenen Gene anzubieten. Wie allerdings eine genetische Brustkrebs- Screeningstrategie für Männer aussehen könnte, müssen weitere Studien zeigen. CB
Quelle:

Pritzlaff M et al.: Male breast cancer in a multi-gene panel testing cohort: insights and unexpected results. Breast Cancer Res Treat 2017; 161: 575-86

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