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Gyn-Depesche 5/2022

Welche oralen Kontrazeptiva das Brustkrebsrisiko erhöhen

Die Einnahme von Levonorgestrel-haltigen Formulierungen und von Norgestrel mono ist laut einer aktuellen Studie mit einem höheren Brustkrebsrisiko assoziiert.
Die Einnahme oraler Kontrazeptiva wurde in früheren Studien mit einem höheren Risiko für Brustkrebs in Verbindung gebracht, Untersuchungen zu den genaueren Zusammenhängen fehlten jedoch. Eine prospektive Kohortenstudie mit 113.187 Frauen aus der Nurses’ Health Study II untersuchte nun die Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung oraler Kontrazeptiva und dem Brustkrebsrisiko nach Krankheitssubtyp.
Wie die Forschenden feststellten, war die derzeitige Einnahme oraler Kontrazeptiva mit einem höheren Risiko für invasiven Brustkrebs verbunden (HR 1,31; 95%-KI 1,09–1,58) im Vergleich zu nie erfolgter Anwendung, wobei stärkere Assoziationen bei längerer Dauer der aktuellen Anwendung beobachtet wurden (> 5 Jahre: HR 1,56, 95%-KI 1,23–1,99; 5 Jahre: HR 1,19, 95%-KI 0,95–1,49). Bei ehemaligen Anwenderinnen mit > 5 Jahren nach dem Absetzen der Pille zeigte sich ein ähnlich hohes Risiko wie bei Nicht-Anwenderinnen (z. B. > 5 bis 10 Jahre seit dem Absetzen: HR 0,99, 95%-KI 0,88–1,11). Die Unterscheidung nach Tumorsubtyp war dabei nicht signifikant.
In Bezug auf die Zusammensetzung der oralen Kontrazeptiva zeigte die Analyse, dass die derzeitige Verwendung von Levonorgestrel- haltigen Formulierungen in dreiphasiger Form (HR 2,83, 95%-KI 1,98– 4,03) und mit verlängerten Zyklen (HR 3,49, 95%-KI, 1,28–9,53) und Norgestrel in monophasischen Therapien (HR 1,91, 95%-KI 1,19–3,06), jeweils in Kombination mit Ethinylestradiol, mit einem höheren Brustkrebsrisiko verbunden war als bei nie erfolgter Einnahme von oralen Verhütungsmitteln. Für die derzeitige Anwendung der anderen untersuchten Gestagenarten (Norethindron, Norethindronacetat, Ethynodioldiacetat, Desogestrel, Norgestimat und Drospirenon) wurde kein Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko festgestellt, allerdings waren die Stichprobengrößen für einige Untergruppen relativ klein, was diese Analysen einschränkt.
Das Fazit der Forschenden: Die derzeitige Anwendung oraler Kontrazeptiva war mit einem höheren Risiko für invasiven Brustkrebs verbunden, unabhängig vom Subtyp der Erkrankung. Das Risiko ehemaliger Anwenderinnen war jedoch 5 Jahre nach dem Absetzen der Pille vergleichbar mit dem von Nicht-Anwenderinnen. Bei der Analyse nach Gestagenart waren ausgewählte Formulierungen mit Levonorgestrel und Norgestrel mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko assoziiert. Die Bewertung der Assoziationen mit neueren Gestagenarten war aufgrund des geringen Stichprobenumfangs begrenzt. AZ
Quelle: Burchardt NA et al.: Oral contraceptive use by formulation and breast cancer risk by subtype in the Nurses’ Health Study II: a prospective cohort study. Am J Obstet Gynecol 2022;226:821.e1–26

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