Harninkontinenz

Gyn-Depesche 2/2022

Wenig Ausdauer bei Beckenbodenübungen

US-amerikanische Wissenschaftlerinnen gingen der Frage nach, was Frauen dazu motiviert, während und nach der Schwangerschaft ihren Beckenboden zu trainieren.
In vier US-amerikanischen Geburtsstationen wurden 368 Wöchnerinnen befragt, ob und wie stark sie an Harninkontinenz litten und ob sie ihre Beckenbodenmuskulatur durch sogenannte Kegel- Übungen trainierten.
62,8 % der Teilnehmerinnen berichteten von unwillkürlichem Urinverlust während der Schwangerschaft. Bei jeder fünften Betroffenen war dieser so stark, dass sie Inkontinenzeinlagen trugen. Sowohl die Prävalenz als auch die Schwere war bei Multiparae höher als bei Nulliparae – unabhängig vom Geburtsmodus. Jede Fünfte hatte bereits vor der letzten Schwangerschaft an Inkontinenz gelitten. Von den 73 bzw. 34 Frauen, die drei und sechs Monate post partum ein weiteres Mal befragt werden konnten, gaben jeweils 45 % an, dass ihre Beschwerden weiterhin bestanden. Medizinischen Rat holte sich dennoch nur jede vierte Frau ein. Bei 9 % hatte sich nach der Geburt eine Inkontinenz entwickelt.
Immerhin zwei Drittel der Frauen berichteten, dass sie während der Schwangerschaft Beckenbodenübungen gemacht hatten: im Mittel 1,6-mal pro Tag eine Serie von 16 bewussten Muskelkontraktionen. Die meisten (55 %) hatten sich durch Bücher oder das Internet über die KegelÜbungen informiert, 44 % waren von ihrem Arzt oder ihrer Hebamme instruiert worden. Nach sechs Monaten führte nicht einmal jede dritte Frau das Training weiter.
Praxisfazit: Jede Schwangere sollte über die Relevanz eines längerfristigen Beckenbodentrainings nach der Geburt aufgeklärt und dazu ermuntert werden, sich bei anhaltender Inkontinenz an ihren Arzt zu wenden. CW
Quelle: Yount SM et al.: Prenatal and postpartum experience, knowledge and engagement with kegels ... J Womens Health 2021; doi: 10.1089/jwh.2019.8185

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