Vor Einführung der antiretroviralen Kombinationstherapie galt die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind als wahrscheinlicher, wenn der Blasensprung mehr als vier Stunden vor der Geburt erfolgte. Bei einer geringen Viruslast scheint das aber keine Rolle zu spielen, wie nun gezeigt wurde.
In Großbritannien und Irland waren 2116 termingerechte Einlingsgeburten von HIV-infizierten Müttern verzeichnet, die während der Schwangerschaft eine Kombination von drei oder mehr antiretroviralen Medikamenten erhielten und eine vaginale Entbindung wünschten. Im Mittel vergingen vom Blasensprung bis zur Geburt 3,5 Stunden. Die vertikale Transmissionsrate betrug 0,48%. Bei Entbindungen, die mehr als vier Stunden nach dem Blasensprung erfolgten, lag sie mit 0,64% zwar etwas höher als bei einer später geöffneten Fruchtblase (0,34%). Dieser Unterschied war jedoch nicht signifikant. Bei Frauen mit einer Viruslast unter 50 Kopien/ml kurz vor der Geburt infizierte sich in beiden Gruppen jeweils nur ein Kind (0,12 bzw. 0,14%).
Auch bei drei HIV-Übertragungen (von 260 Frühgeburten) ergab sich kein Zusammenhang mit der Dauer der Geburt nach Blasensprung.
Die Autoren sehen ihre Studienergebnisse als Beleg dafür, dass HIV-positive Schwangere mit nicht detektierbaren Virus-RNA-Spiegeln geburtshilflich nicht anders zu behandeln sind als Nichtinfizierte. Die Zahl der Frühgeburten war zu gering, um daraus belastbare Schlüsse zu ziehen. Es sei jedoch beruhigend, dass es auch hier trotz der erheblich längeren Geburtsdauer bei offener Fruchtblase zu keiner vertikalen Transmission bei geringer Viruslast kam. CW