stäbchenförmige Bakterien unterm Elektronenmikroskop

Große Datenbankanalyse

Gyn-Depesche 1/2022

Wenn Bakterien die Zeugungsfähigkeit mindern

Welchen Einfluss das Sperma-Mikrobiom auf die männliche Fertilität hat, ist noch weitgehend unbekannt. Ein britisches Forschungsteam fasste die Datenlage mittels eines systematischen Reviews und Metaanalysen zusammen.
In medizinischen Datenbanken fanden sich 55 Beobachtungsstudien mit über 50.000 Teilnehmern, deren Sperma mittels PCR, Next-Generation-Sequenzierung (NGS) oder Kultur auf Bakterien untersucht wurde.
Alle vier NGS-Studien fanden sowohl bei fertilen als auch bei infertilen Männern ein artenreiches Mikrobiom. Dabei ergaben sich im Wesentlichen zwei Cluster, die entweder von Lactobacillus- oder von Prevotella-Spezies dominiert wurden. Eine konsistente Assoziation mit der Fertilität war zwar nicht nachweisbar, jedoch zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einer hohen Lactobacillus- Dichte und besseren Samenparametern, während Prevotella die Spermaqualität zu verschlechtern schien.
Eine Bakteriospermie wurde in 20 kulturbasierten Studien bei 6 % bis 68 % der infertilen Männer nachgewiesen. Sie ging einher mit einer signifikant geringeren Spermienkonzentration und -motilität sowie einer gesteigerten DNA-Fragmentierung. Am häufigsten fanden sich Escherichia coli, Staphylokokken und Enterokokken. Insbesondere Ureaplasma urealyticum zeigte in einer Metaanalyse einen negativen Effekt auf die Konzentration und Morphologie der Spermatozoen. Durch PCR-Techniken wurden darüber hinaus auch häufig Chlamydien identifiziert, die sich aber nicht auf die Fertilität auswirkten. CW
Quelle: Farahani L et al.: The semen microbiome and its impact on sperm function and male fertility. Andrology 2021; 9: 115-44
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