Deutlich erhöhte Risiken

Gyn-Depesche 6/2011

Wenn Frauen mit Bluthochdruck schwanger werden ...

Dann – und besser noch vor der Konzeption – ist ärztliche Zusammenarbeit wichtig. Das Thema erörtern zwei Lehrer an der Harvard Medical School. Die Leiterin der klinischen Forschung in Endokrinologie, Diabetes und Hypertonie und der Leiter der geburtshilflichen Forschung an den zugehörigen Kliniken gehen dabei auf Leitlinien mehrerer Disziplinen ein. Noch sind Fragen zur optimalen Betreuung offen.
Praxisfazit
Geeignete Antihypertensiva
Die meisten Daten zur fetalen Sicherheit lie-
gen für Methyldopa vor. Es verursacht aber
oft Schläfrigkeit, sodass ein Wechsel nötig
werden kann. Schwere Hypertonie verhin-
derten in einer Antihypertensiva-Metaana-
lyse Betablocker besser. Labetalol*, ein kom-
binierter Alpha- und Betarezeptorenblocker,
wird oft als andere First- oder Second-line-
Substanz empfohlen. Obwohl einige Daten
eine Assoziation zwischen Atenolol und feta-
ler Wachstumsrestriktion nahelegten, wurde
darüber bei anderen Betablockern** und La-
betalol nicht berichtet. Manche Experten hal-
ten es aber für ratsam, Atenolol zu meiden.
Niemals ACE-Hemmer und Co.!
Auch langwirkende Kalziumantagonisten
scheinen sicher zu sein** (weniger Erfahrun-
gen als mit Labetalol). Diuretika wurden
lange aus Sorge vor Volumenverarmung als
kontraindiziert betrachtet. Da neun rando-
misierte Studien bei hypertonen Schwange-
ren, die Diuretika ** nahmen, keine schlech-
teren Ergebnisse als ohne Medikation zeig-
ten, unterstützen manche Leitlinien die wei-
tere Gabe, wenn sie schon vor der Gravidität
genommen wurden.
ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblo-
cker (ARBs) sind kontraindiziert! Verwendung
in der zweiten Graviditätshälfte war assozi-
iert mit Oligohydramnion, neonataler Anurie,
Wachstumsanomalien, Hypoplasie des Schä-
dels und Tod des Fetus. ACE-Hemmer sind
auch potenziell teratogen. Im Vergleich mit
anderen Mitteln betrug retrospektiv das re-
lative Risiko für kardiovaskuläre und ZNS-
Missbildungen 4,0 und 5,5. Andere Faktoren
lassen sich zwar nicht ausschließen, doch wird
 empfohlen, Frauen, die ACE-Hemmer neh-
men und – analog – andere Blocker des
Renin-Angiotensin-Systems wie ARBs und
Renin-Inhibitoren, wann immer möglich vor
der Konzeption umzustellen.
*als Tabletten nur in der Schweiz erhältlich
**andere Länder, anderes Substanzspektrum.
Info: www.embryotox.de sowie Fachinfo beachten!

Die chronische Hypertonie in der Gravi­dität ist definiert als mindestens 140 mmHg systolisch oder 90 mmHg diastolisch vor der Schwangerschaft oder vor SSW 20 bei Frauen, die erst dann zum Arzt kommen. Die Prävalenz von ca. 3% in den USA ist v. a. wegen mehr Adipositas und Altersverschiebung der Schwangeren gestiegen. Das erhöhte Komplikationsrisiko steigt mit Hypertonie-Schweregrad und Endorganschäden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten routinemäßig darüber aufgeklärt werden, dass wegen Gefahren einige Antihypertensiva vor einer Gravidität abzusetzen sind.

Höhere Risiken nicht nur bei PE

Bei chronischer Hypertonie kommt es in 17 bis 25% zu Präeklampsie (PE), sonst in 3 bis 5%; zudem sind Abruptio placentae, fetale Wachstumsrestriktion, Frühgeburten und Sec­tiones häufiger. Die Gefahr der PE wächst mit der Hochdruck-Dauer. In einer Studie trat sie in fast der Hälfte der Fälle vor SSW 34 auf. SGA-Babys und Abruptio placentae sind bei PE häufiger als bei reiner Hypertonie.

Auch ohne PE besteht eine erhöhte Gefährdung; eine Wachstumsrestriktion fand sich in 10 bis 20%. In der dänischen nationalen Geburtskohorte errechnete man ungefähr eine Verfünffachung von Frühgeburten und um 50% mehr SGA-Babys. Die Abruptio-placentae-Rate betrug 1,56% statt 0,58%. Chronischer Hochdruck ist auch mit erhöhter Gefahr von Totgeburten assoziiert worden.

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