Stammzell-Kliniken

Gyn-Depesche 1/2016

Wie im Wilden Westen

Sicher, stammzellbasierte Therapien können sehr nützlich sein, wenn sie evidenzbasiert erfolgen. In den USA hat es in den letzten Jahren aber einen Wildwuchs an privaten Kliniken gegeben, die nicht zugelassene Stammzelltherapien für fragwürdige Indikationen anbieten.

Aus Sicht der beiden US-amerikanischen Autoren ist das Feld der Stammzelltherapie bei weitem noch nicht so fortgeschritten, wie die Öffentlichkeit denkt. Diese Verwirrung wird von zahlreichen Stammzellkliniken in den USA ausgenutzt, um mit Hilfe suchenden Patienten Umsätze zu generieren. Die Behandlungen sind nicht zugelassen, werden nicht von Kassen erstattet und werden auch nicht von klinischen Studien gestützt.
In den angeprangerten Kliniken werden multipotente Stammzellen durch das SVF-Verfahren gewonnen (Stromal Vascular Fraction): Das Aspirat einer Liposuktion wird zentrifugiert und so die Stammzellen von den Adipozyten und weiteren Bestandteilen abgetrennt (Adipose-Derived Stem Cells, ADSC). Das ist wesentlich einfacher, als hämatopoetische Stammzellen zu gewinnen, wie dies bei zugelassenen Behandlungen für z. B. hämatologische Malignome erfolgt. Die mittels SVF gewonnenen Zellen werden in alle möglichen Gewebe gespritzt oder i.v. infundiert, um eine Vielzahl von Erkrankungen vermeintlich zu behandeln – von Haarausfall über Herzinsuffizienz bis Morbus Parkinson und MS. Weder die Sicherheit noch Effektivität sind von der FDA oder Studien bestätigt.
So sehr Studiennachweise zur Wirksamkeit fehlen, so gut ist das Marketing der entsprechenden Kliniken. Auf Websites werden diese „experimentellen“ Behandlungen angepriesen (obwohl keinerlei FDA-genehmigte Studien erfolgen). Die Sprache der Websites ist bewusst ungenau und nutzt die Verwirrung und Verzweiflung der Patienten mit zum Teil schweren Erkrankungen aus. CB
Quelle:

Taylor-Weiner H, Zivin JG: Medicine’s Wild West – unlicensed stem-cell clinics in the United States. N Engl J Med 2015; 373: 985-7

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