Kontralaterales Mammakarzinom

Gyn-Depesche 6/2020

Wie kann man das Risiko senken?

Nach einer Brustkrebserkrankung haben viele Patientinnen Angst vor einem zweiten Mammakarzinom in der kontralateralen Brust. Das Risiko lässt sich durch Lebensstil- Faktoren zumindest ein wenig beeinflussen, ergab jetzt eine Metaanalyse.
Praxisfazit
Die Entscheidung, prophylaktisch auch die kontralaterale, gesunde Brust abnehmen zu lassen, erfordert eine individuelle Beratung und genaue Kenntnis über das Risikoprofil der Patientin
In die Metaanalyse gingen insgesamt 13 Fall-Kontroll- und Kohortenstudien ein, die sich mit dem Einfluss von Lebensstilund reproduktiven Faktoren auf das Risiko eines metachronen kontralateralen Mamma-CA befassten. Als wichtigster beeinflussbarer Faktor stellte sich Übergewicht heraus: Patientinnen mit einem BMI von mindestens 25 kg/m2 bei der Diagnose des primären Mammakarzinoms hatten ein um 22 % höheres Risiko eines Zweitmalignoms als normalgewichtige Frauen. Alkoholkonsum erhöhte das Risiko um 15 % im Vergleich zur Abstinenz. Bei Frauen, die rauchten oder früher geraucht hatten, stieg das Risiko einer zweiten Brustkrebserkrankung dagegen nicht. Mit zunehmender Zahl der ausgetragenen Schwangerschaften sank das Risiko. Frauen mit mindestens vier Geburten wiesen ein um 46 % geringeres Risiko auf als Nulliparae. Auch eine frühe Menopause vor dem 45. Lebensjahr schien einen gewissen Schutz zu bieten. Stillen wirkte ebenfalls protektiv, die Assoziation erwies sich aber bei nur zwei inkludierten Studien als grenzwertig signifikant. War die Frau bei der ersten Schwangerschaft mindestens 25 Jahre alt, stieg das Risiko um 6 % im Vergleich zu jüngeren Primiparae. Kein signifikanter Einfluss ergab sich für das Alter bei der Menarche, die Einnahme von oralen Kontrazeptiva und den Menopausenstatus. Pro untersuchtem Risikofaktor gingen allerdings nur zwei bis fünf Studien in die Metaanalyse ein, zudem zeigten die Daten eine hohe Heterogenität. Die kumulative 10-Jahres-Inzidenz eines kontralateralen Mammakarzinoms beträgt nach einer primären Brustkrebserkrankung in der Normalbevölkerung etwa 5 %. Zunehmend mehr Patientinnen möchten sich aus Angst davor prophylaktisch die gesunde zweite Brust abnehmen lassen. Eine genauere Kenntnis über das individuelle Risikoprofil könnte helfen, diese Frauen individuell zu beraten. Auch die Bedeutung eines gesunden Lebensstils und Normalgewicht wurde erneut bestätigt. Im Vergleich zu genetischen Faktoren erschien der Einfluss von reproduktiven und Lebensstil-Faktoren auf das Risiko eines Zweittumors insgesamt aber als relativ gering. CW
Quelle: Akdeniz D et al.: The impact of lifestyle and reproductive factors on the risk of a second new primary cancer in the contralateral breast ... Cancer Causes Control 2020; 31(5): 403-16

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