Depressionen

Gyn-Depesche 2/2017

Wie man geht beeinflusst, wie man denkt

Ein Spaziergang kann als einfachste Form körperlicher Bewegung positive Affektionen stärken und depressive Symptome lindern. Dabei kommt es nicht nur darauf an, wie viel Kilometer man schafft, sondern auch darauf, wie man geht.

Patienten mit Depressionen gehen oft langsamer, lassen die Arme weniger schwingen und lassen ihren Körper mehr zur Seite schwanken, wohingegen der Oberkörper sich nur wenig auf und ab bewegt. Die Haltung ist meist zusammengesunken und nach vorn geneigt. Aus bisherigen Studien weiß man, dass bestimmte Bewegungsmuster die affektive Erinnerung beeinflussen können. Um zu untersuchen, ob das auch für die Gangart bei depressiven Menschen gilt, ließen Forscher 39 freiwillige ahnungslose Studenten bei konstanter Geschwindigkeit auf einem Laufband laufen und dabei per Kamera filmen. Diese Baseline-Gangart wurde den Teilnehmern als ein zentraler Punkt auf einem Bildschirm angezeigt. Die Teilnehmer erhielten die Vorgabe, verschiedene Gangarten auszuprobieren, um den Punkt möglichst weit in eine der Richtungen zu verschieben. Den Gehern war dabei nicht bewusst, dass der Punkt nur durch eine für glückliche bzw. traurige Menschen typische Gangart nach rechts oder links verschoben werden konnte. Während des Gehens wurden den Studenten jeweils 20 negativ bzw. positiv konnotierte Wörter aufgezählt, die sie nach acht Minuten ohne vorherige Ankündigung nach Möglichkeit wiedergeben sollten. Bereits nach zwei Gehminuten erreichten die Teilnehmer durch signifikant unterschiedliche Gangarten einen negativen bzw. positiven Ausschlag auf der angezeigten Skala. Bei typisch depressiver Gangart erinnerten sich die Studenten an 5,47 positive und 5,63 negative Attribute. Verglichen mit ihnen erinnerten sich die glücklichen Geher im Schnitt an 2,2 positive Worte mehr und an 0,16 negative Worte weniger. Je glücklicher die Gangart einer Person war, desto größer war der positive Verzerrungseffekt der Erinnerungen. OH

Quelle:

Michalak J et al.: How we walk affects what we remember: gait modifications through biofeedback change negative affective memory bias. J Behav Ther Exp Psychiat 2015; 46: 121-5

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