Ärztin erklärt Östrogenmangel am Wirbelsäulenmodell

Postmenopausale Osteoporose und Immunstatus

Gyn-Depesche 5/2022

Wie sich Östrogenmangel auf die Knochen auswirkt

Auch der durch Östrogenmangel veränderte Immunstatus kann bei postmenopausalen Frauen zur fortschreitenden Knochenzerstörung beitragen. Eine systematische Übersichtsarbeit aus Ulm stellt die Zusammenhänge nun genauer dar.
Da postmenopausale Frauen häufig einen chronischen, schwach entzündlichen Phänotyp mit veränderter Zytokinexpression und verändertem Immunzellprofil aufweisen, kann neben den direkten negativen Auswirkungen des Östrogenmangels auf die Knochen auch die indirekte Auswirkungen des veränderten Immunstatus zur fortschreitenden Knochenzerstörung beitragen. Verschiedene Immunzellen agieren mit Osteoblasten und Osteoklasten, entweder über direkten Zell-Zell-Kontakt oder über parakrine Mechanismen.
Ulmer Wissenschaftlerinnen stellten die Interaktion zwischen Knochen und Immunzellen in einer Übersichtsarbeit nun genauer dar: B-Lymphozyten sind ein wichtiger Regulator der Osteoklastenbildung über die Sekretion des Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktors und des RANKL/Osteoprotegerin- Systems unter östrogenarmen Bedingungen. Makrophagen können auf Knochenzellen unterschiedlich wirken, abhängig von ihrem Polarisierungsprofil und den von ihnen sezernierten parakrinen Faktoren, was möglicherweise Auswirkungen auf die Entwicklung der postmenopausalen Osteoporose haben könnte, da sich die Makrophagenpolarisierung während des Fortschreitens der Krankheit verändert. Ebenso spielen neutrophile Granulozyten eine wichtige Rolle bei der Knochenhomöostase, aber ihre Überaktivierung unter östrogenarmen Bedingungen trägt über die Freisetzung reaktiver Sauerstoffspezies und eine verstärkte Osteoklastogenese zur Osteoblastenapoptose durch RANKL-Signalisierung bei. Außerdem könnten Mastzellen an der Entwicklung der postmenopausalen Osteoporose beteiligt sein, da sie hohe Mengen an osteoklastischen Mediatoren, einschließlich IL-6 und RANKL, in ihren Granula speichern und ihre Anzahl in osteoporotischen Knochen stark erhöht ist. Darüber hinaus ist die Heilung von Knochenbrüchen unter Östrogenmangel durch die erhöhte Präsenz von pro-inflammatorischen Zytokinen, einschließlich IL-6 und Midkine, verändert, was zu Heilungsstörungen beitragen könnte. Auf diese Art und Weise tragen auch Veränderungen der Immunzellen zur Pathogenese der postmenopausalen Osteoporose bei, so das Fazit der Forscher:innen. AZ
Quelle: Fischer V, Haffner-Luntzer M: Interaction between bone and immune cells: Implications for postmenopausal osteoporosis. Seminars in Cell and Developmental Biology 123 (2022) 14–21.
ICD-Codes: M80.0
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