Mehr Denkanstoß denn Daten

Gyn-Depesche 3/2016

Wo gestorben wird

Viele Patienten mit einer onkologischen Erkrankung im Endstadium wünschen sich, zu Hause im Kreise der Familie zu sterben. Wie oft ihnen dieser letzte Wunsch erfüllt wird, wurde nun anhand von Versorgungsdaten in sieben entwickelten Ländern analysiert. In Deutschland gibt es Luft nach oben.

Die Autoren werteten Register- und Krankenkassendaten aus Belgien, Kanada, England, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und den USA des Jahres 2010 aus (in Deutschland lieferte die BARMER GEK die Daten von ca. 10% der deutschen Bevölkerung). Eingeschlossen wurden Patienten, die mit einer onkologischen Erkrankung verstorben waren („mit“ einer solchen Erkrankung, nicht „an“, was eine gewisse Datenungenauigkeit zur Folge hatte). Man sah sich an, wo die Patienten verstorben waren, wo sie die letzten 180 Tage ihres Lebens verbracht hatten und wieviel Kosten sie dabei im Gesundheitswesen verursacht hatten.
Am seltensten starben in den USA und Niederlanden Menschen in Akutkrankenhäusern (22,2; 29,4%). In Deutschland waren es 38,3%. In den letzten 180 Lebenstagen befanden sich in den USA 40,3% auf der Intensivstation, was deutlich mehr waren als im Durchschnitt der restlichen Länder (18%) und als in Deutschland (8,2%). In den letzten 30 Tagen lag diese Rate in den USA bei 27,2%, bei uns bei 3,5%.
Diese Daten sind aufgrund der unterschiedlichen Quellen zwischen den Ländern nur grob vergleichbar. Dennoch zeigen sie, dass die Anzahl an onkologischen Patienten, die zu Hause sterben, in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern optimierbar ist und man mehr Patienten ein „würdiges“ Sterben im häuslichen Umfeld ermöglichen könnte. CB
Quelle:

Bekelman JE et al.: Comparison of site of death, health care utilization ... JAMA 2016; 315(3): 272-83

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