Aus neun japanischen Präfekturen lagen Daten zur täglichen Wüstensand-Belastung vor. Diese wurden mit den jeweiligen Geburtsregistern der Jahre 2009 bis 2014 verglichen. Bei 1,1 % aller Einlingsschwangerschaften war eine vorzeitige Plazentalösung aufgetreten.
Ein bis zwei Tage nachdem gelber Sand in der Region nachweisbar war, stieg die Rate der vorzeitigen Plazentalösungen um etwa 50 %. Diese Assoziation erwies sich in den westlichen Landesteilen als besonders stark - also dort, wo die Wüstenstaubkonzentration aufgrund der Nähe zum asiatischen Festland höher ist. Sie blieb auch erhalten, wenn Patientinnen mit einem erhöhten Risiko durch Nikotinkonsum, Schwangerschaftshypertonie oder vorzeitigen Blasensprung von der Analyse ausgeschlossen wurden. Eine Anpassung an weitere Luftschadstoffe wie Ozon, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid veränderte die Assoziation ebenfalls nicht. Über den Mechanismus, durch den der gelbe Sand eine vorzeitige Plazentalösung fördert, kann die japanische Studiengruppe nur spekulieren. Bekannt ist, dass der Wüstenstaub sowohl bakterielle Endotoxine als auch chemische Noxen und Feinstaubpartikel enthält, die Entzündungsreaktionen provozieren können. Inflammatorische und ischämische Veränderungen in den Dezidualarterien spielen in der Pathophysiologie der vorzeitigen Plazentalösung möglicherweise eine kausale Rolle. Auch kardiovaskuläre Ereignisse und akute Asthma-Exazerbationen treten in Zusammenhang mit dem Wüstensandphänomen häufiger auf. CW