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Endometriumkarzinom

Gyn-Depesche 2/2021

Zusammenhang mit Adipositas

Anders als bei den meisten anderen Tumoren sind beim Endometriumkarzinom die Inzidenz und die assoziierte Mortalität nach wie vor im Steigen begriffen. In den letzten Jahren haben sich die Erkenntnisse über die biologische Heterogenität und eine zielgerichtete Therapie jedoch verbessert.
Von allen Tumorentitäten besitzt das Endometriumkarzinom die stärkste Assoziation mit der Adipositas. In den USA gehen 57 % aller Fälle auf Fettleibigkeit zurück. Pathogenetisch relevant ist dabei die relative Östrogendominanz durch die Hormonproduktion im Fettgewebe, die der Entstehung von komplexen atypischen Hyperplasien (CAH) und sich daraus entwickelnden endometrioiden Typ-1-Karzinomen Vorschub leistet. Als weitere Risikofaktoren haben sich Diabetes, PCOS, östrogensezernierende Tumoren, Hormonersatztherapie ohne Gestagenschutz oder eine Tamoxifentherapie beim Mammakarzinom erwiesen. Nicht endometrioide Karzinome entstehen dagegen östrogenunabhängig ohne bekannte Vorläuferläsionen. Sie machen etwa 20 % der Fälle aus und haben in der Regel eine schlechtere Prognose. Das mittlere Diagnosealter von Patientinnen mit Endometriumkarzinom liegt bei 63 Jahren; zunehmend sind aber auch stark übergewichtige Patientinnen unter 50 Jahren betroffen. Als Alternative zur Hysterektomie kommt bei jüngeren Frauen mit CAH und nicht abgeschlossener Familienplanung die Behandlung mit oralem Gestagen oder einer Hormonspirale infrage. Eine aktuelle prospektive Studie belegt, dass sich bei 91 % aller Frauen mit CAH und 54 % derer mit Endometriumkarzinom mit einem IUD innerhalb von zwölf Monaten eine Komplettremission erreichen lässt.
Bei höhergradigen Tumoren oder einer Infiltration des Myometriums bleibt die Hysterektomie Standard. Zunehmend wird dabei die Sentinel-Lymphknoten-Diagnostik eingesetzt. In einer prospektiven Kohortenstudie zeigte sich, dass bei 86 % der Patientinnen mindestens ein Sentinel-Lymphknoten erfolgreich beurteilt werden konnte und die Falsch-negativ-Rate nur 2,8 % betrug. Bei etwa 3 % aller Patientinnen und 9 % der unter 50-Jährigen lag ein Lynch-Syndrom vor, das durch Keimbahnmutationen im Bereich von DNA-Mismatch-Reparaturgenen und Mikrosatelliteninstabilität gekennzeichnet ist.
 
Zusammenhang zwischen BMI und Krebs. Zum Vergrößern bitte auf die Abbildung klicken.

 

Eine frühzeitige Identifikation der Betroffenen ist zum einen wegen des erhöhten Kolonkarzinomrisikos von Bedeutung, zum anderen aber auch aufgrund der Möglichkeit einer immunonkologischen Therapie mit Checkpoint- Inhibitoren im fortge- schrittenen Stadium.
Signifikante Inzidenzen findet man bei endometrioiden Karzinomen auch von PI3K-, CTNNB1-, KRAS- und POLEMutationen. Sie können potenziell ebenfalls die Prognose und die Therapie beeinflussen. CW
Quelle: Lu KH, Broaddus RR: Endometrial cancer. N Engl J Med 2020; 383: 2053-64
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