Bei Beinschmerzen auch an das Kompartmentsyndrom denken!

Als mögliche Risikofaktoren für ein akutes Kompartmentsyndrom in Zusammenhang mit einer Geburt gelten postpartale Blutungen, Weheninduktion, Epiduralanalgesie, Hypotonie, vasokonstriktive Agenzien, Steinschnittlage und eine Kombination dieser Faktoren. Infolge der zunehmend verminderten Gewebeperfusion drohen irreversible Nekrosen mit muskulären und neurologischen Schäden. Deutlich erhöhte CK-(Kreatinkinase)-Werte im Serum kennzeichnen bereits eine schwere Muskelzerstörung oder Ischämie. Die Prävalenz eines peri- oder postpartalen Kompartmentsyndroms wird auf etwa zwei pro 10.000 Geburten geschätzt. Weil es sich um ein relativ seltenes Ereignis handelt, wird die Diagnose oft verzögert gestellt. Australische Geburtshelfer berichteten vom Fall einer 26-jährigen Patientin. Aufgrund eines Geburtsstillstands nach Oxytocin-Gabe und Epiduralanalgesie wurde sie per Notfall-Sectio entbunden. Zwölf Stunden später klagte die Frau über Schmerzen und Schwellung am rechten Unterschenkel. Im Verlauf der folgenden Tage verschlimmerte sich die Symptomatik mit starkem Belastungs- und Bewegungsschmerz sowie Muskelfunktionsund Sensibilitätsstörungen. Die Diagnose lautete Zellulitis, die Patientin erhielt eine Thromboseprophylaxe. Nach weiter persistierenden Symptomen wurde erst am zehnten Tag die Diagnose Kompartmentsyndrom gestellt. Eine Fasziotomie konnte zu diesem fortgeschrittenen Zeitpunkt keine weiteren Schäden verhindern. Die Therapie erfolgte konservativ; beim Follow-up nach fünf Jahren litt die Patientin weiterhin an Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Um solche langfristigen Folgen zu vermeiden, sollten Geburtshelfer und Hebammen die prädisponierenden Faktoren für ein akutes Kompartmentsyndrom im Blick haben. CW