Praxistipp

Gyn-Depesche 4/2021

Bewegung im Beckenboden

Regelmäßige Bewegung in der Schwangerschaft verkürzt offenbar die Dauer der Geburt. Ein Trainingskonzept ist dafür nicht zwingend notwendig – auch Alltagsaktivitäten sind effektiv, wurden aber in früheren Studien selten berücksichtigt.
Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft senkt nachweislich das Risiko für maternale und neonatale Komplikationen. Nun untersuchten Forschende an 811 schwangeren Frauen, ob durch regelmäßige Bewegung auch die Dauer der verschiedenen Geburtsphasen verkürzt werden kann. Sie nutzten dafür den Fragebogen „Kaiser Physical Activity Survey“, der das Maß der körperlichen Betätigung in den Bereichen Hausarbeit/ Kinderbetreuung, Erwerbstätigkeit, Sport sowie aktive Lebensgewohnheiten erfasst.
Bei den Frauen, deren Bewegungslevel in der Schwangerschaft über der 75. Perzentile gelegen hatte, war die Aktivphase der Geburt signifikant kürzer als bei den Probandinnen mit geringerer körperlicher Betätigung (5,77 vs. 7,43 Stunden). Auch die Wahrscheinlichkeit einer überdurchschnittlich langen ersten Geburtsphase war bei den aktiven Patientinnen nur etwa halb so hoch (9,8 vs. 19,4 %). Unterschiede in der Dauer der Austreibungsphase gab es dagegen nicht, was darauf hindeutet, dass körperliche Aktivität in der Schwangerschaft eher die Kontraktilität des Beckenbodens fördert – und weniger dessen Muskelstärke, die es vor allem in der Austreibungsphase benötigt.
Zwar hatten frühere Studien zu einem Zusammenhang von körperlicher Bewegung und der Dauer der Geburt gemischte Ergebnisse geliefert, allerdings waren darin meist nur sportliche Betätigung und keine Alltagsaktivitäten berücksichtigt worden. RG
Quelle: Watkins VY et al.: The impact o of physical activity during pregnancy on labor and delivery. Am J Obstet Gynecol 2021; S0002-9378(21)00604-9

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