Biometrie

Gyn-Depesche 1/2016

Hautfarbe bestimmt fetales Wachstum

Ethnische Unterschiede fanden in fetalen Wachstumsstandards bisher keine Beachtung. Forscher aus den USA sammelten Datenmaterial, um diesen Mangel zu beheben.

In die Kohortenstudie gingen 1737 Einlingsschwangerschaften mit geringem Komplikationsrisiko ein. Ein guter Gesundheitszustand und normales Wachstum des Feten wurde allen Frauen sowohl bei der Eingangsuntersuchung in der 8. bis 13. SSW als auch bei der Entbindung bestätigt. Die Frauen klassifizierten sich selbst als nicht-lateinamerikanische Weiße (614) oder Schwarze (611), als Lateinamerikanerin (649) oder Asiatin/Pazifik-Insulanerin (460). Zu Studienbeginn und bei fünf weiteren Ultraschalluntersuchungen in der 16. bis 41. SSW wurden jeweils der biparietale Durchmesser des Schädels (BPD), Humerus- (HL) und Femurlänge (FL) sowie Kopf- (HC) und Abdomenumfang (AC) bestimmt und daraus das fetale Gewicht nach der Hadlock-Formel berechnet. Die fetalen Wachstumskurven der vier ethnischen Gruppen gingen ab der 16. SSW signifikant auseinander. In der 32. SSW wogen weiße Kinder im Schnitt 1958 g, lateinamerikanische 1877 g, schwarze 1836 g und asiatische 1831 g. Bis zur 37. SSW stieg der Gewichtsunterschied zwischen weißen und dunkelhäutigen Babys auf fast 250 g. Bereits in der 10. SSW zeigten sich Differenzen bei der Humerus- und Femurlänge. Allerdings fanden sich hier bei Schwarzen höhere Werte als bei Weißen.
Die klinischen Auswirkungen dieser ethnischen Unterschiede beim fetalen Wachstum waren beträchtlich. Ausgehend von der Referenz für Weiße müsste man in der 35. SSW bei 12 bis 15% der Feten mit einer anderen Hautfarbe von einer Wachstumsrestriktion (Gewicht unterhalb der 5. Perzentile) ausgehen. CW
Quelle:

Buck Louis GM et al.: Racial/ethnic standards for fetal growth: the NICHD Fetal Growth Studies. Am J Obstet Gynecol 2015; 213: 449.e1-41

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