Obwohl Zwillingsschwangere im Vergleich zu Einlingsschwangeren ein zehnfach höheres Risiko für eine spontane Frühgeburt vor der 34. Schwangerschaftswoche (SSW) haben, konnten verschiedene Studien diesbezüglich keinen Behandlungsvorteil von vaginalem Progesteron zeigen, berichtet das Team um Anoop Rehal vom King’s College in London. Möglicherweise müsse bei Geminigraviditäten eine höhere Dosis gewählt und die Behandlung in einem früheren Gestationsalter begonnen werden. Diese Hypothese testeten sie in der an 22 europäischen Kliniken durchgeführten Studie EVENTS: 582 Zwillingsschwangere wendeten zwischen dem Gestationsalter elfte bis 14. SSW und 34. SSW zweimal täglich je 300 mg vaginales Progesteron an. Die 587 Kontrollen erhielten ein Placebo.
Nach Ausschluss von Geburten vor der 24. SSW sowie medizinisch indizierten Entbindungen vor der 34. SSW betrug die Rate der Spontanfrühgeburten zwischen der SSW 24 + 0 und der SSW 33 + 6 in der Progesterongruppe 10,4 % und in der Placebogruppe 8,2 %. Diese Differenz war statistisch nicht signifikant. Es bestand zudem kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Therapieeffekt und der Chorionizität, der Parität, dem Konzeptionsmodus oder der Therapieadhärenz. Jedoch schien die Behandlung Schwangeren mit einer Zervixlänge von 30 mm oder mehr tendenziell eher zu schaden, wogegen Frauen mit einer Zervixlänge unter 30 mm tendenziell von Progesteron profitierten. Eine Post-hoc-Time-to-Event-Analyse bestätigte diese Ergebnisse, wobei sich ein signifikanter Vorteil bezüglich der spontanen Frühgeburt vor der 32. SSW zeigte. Im Hinblick auf verschiedene fetale und neonatale Endpunkte sowie die Nebenwirkungshäufigkeit unterschieden sich die beiden Studienkollektive dagegen nicht.
Zwillingsschwangere profitieren hinsichtlich des Spontanfrühgeburtsrisikos zwischen der 24. und 34. SSW nicht von einer routinemäßigen vaginalen Progesteronprophylaxe, so das Fazit der Forscher:innen. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass für Frauen mit einer Zervixlänge unter 30 mm ein Schutz gegenüber einer Frühgeburt vor der 32. SSW besteht, während die Behandlung bei einer längeren Zervix womöglich sogar eher schadet. LO