Bei verschiedenen Schwangerschaftskomplikationen ist die klinische Symptomatik eine Spätmanifestation pathologischer Prozesse, welchen meist eine gestörte Plazentaentwicklung – vaskuläre Faktoren spielen hierbei die Hauptrolle – zugrunde liegt. Eine rein klinische Klassifikation wird den Krankheitsmechanismen daher nicht gerecht, meinen internationale Wissenschaftler:innen. Mithilfe einer retrospektiven Kohortenstudie mit mehr als 4.000 Schwangeren gingen sie der Frage nach, ob eine Subklassifikation verschiedener Syndrome auf der Basis der Plazentapathologie die diagnostische bzw. prognostische Bedeutung von Biomarkern verbessert. Sie analysierten zunächst die Konzentrationen von PlGF (Placental Growth Factor) und sFlt-1 (soluble Fms-like tyrosine kinase-1) sowie das PlGF/sFlt-1-Verhältnis im Schwangerschaftsverlauf. Anschließend prüften sie, ob sich der Zusammenhang zwischen den maternalen Biomarkerprofilen und den klinisch definierten Syndromen – Präeklampsie, Small-for-Gestational-Age-Geburt, vorzeitige Wehentätigkeit/Frühgeburt, vorzeitiger Blasensprung während der Frühgeburtsphase – verstärkte, wenn zusätzlich die Plazentahistologie (Vorhandensein bzw. Fehlen von Anzeichen einer maternalen Gefäßmalperfusion) berücksichtigt wurde.
Das Ergebnis: Bei einer Klassifikation der Erkrankungen auf der Basis sowohl der Klinik als auch der Plazentapathologie waren die maternalen Biomarker bereits früher in der Schwangerschaft aussagekräftig, korrelierten stärker mit den einzelnen Syndromen und korrelierten – entgegen der Erwartungen der Arbeitsgruppe – auch mit dem Risiko für eine vorzeitige Wehentätigkeit bzw. einen vorzeitigen Blasensprung.
Die Zeit ist reif für eine neue Taxonomie der geburtshilflichen Syndrome, welche nicht nur die Klinik, sondern auch die Plazentapathologie und damit auch die pathophysiologischen Mechanismen einbezieht, meinen die Forschenden. LO