In semistrukturierten Interviews gaben 20 Frauen, die in den letzten drei Monaten Analverkehr praktiziert hatten, Auskunft über ihre persönliche Einstellung dazu, die Wahrnehmung gesellschaftlicher Normen und ihre praktischen Erfahrungen. Als Hauptmotivation für Analsex nannten die meisten die Befriedigung des Partners, das eigene sexuelle Vergnügen und/ oder Neugier und Experimentierfreude. Ihre ersten Erfahrungen damit waren allerdings in den meisten Fällen negativ und schmerzhaft. 55 % verwendeten nie ein Kondom. Fast alle empfanden Analverkehr trotz der zunehmenden Verbreitung als Tabuthema und würden selbst mit Freunden nicht darüber reden.
Die gesellschaftliche Ablehnung dieser Sexualpraktik beeinflusste ihre Entscheidung daran teilzunehmen aber nicht. Als Voraussetzung für Analsex nannten die meisten Befragten Vertrauen zum Partner, Geborgenheit, Situationskontrolle und eine offene Kommunikation. Allerdings hatten auch einige Frauen bereits Erfahrungen mit erzwungenem Analverkehr gemacht.
Die Erkenntnisse über die Beweggründe und Erfahrungen von Frauen sollen Gynäkologen helfen, mit ihren Patientinnen in einer offenen, urteilsfreien Gesprächsatmosphäre über Sexualpraktiken zu sprechen. Nur so kann man sie zu einem risikovermeidenden Verhalten motivieren und die individuelle STI-Gefahr verringern. CW