Extremes Übergewicht

Gyn-Depesche 1/2022

Adipositas-OP reduziert Präeklampsierisiko

Stark übergewichtige Frauen sollten vor einer Schwangerschaft abnehmen, um das Komplikationsrisiko zu minimieren. Die Adipositaschirurgie kann helfen, die Gesundheit von Mutter und Kind zu verbessern.
Die Auswertung schwedischer Krankenregister zeigte: Nach einer bariatrischen Operation sinkt das Präeklampsierisiko um fast 80 %. Für ihre Analyse verglichen die Studienautoren 2.930 Schwangerschaften nach einem solchen Eingriff mit einer gematchten Kontrollgruppe, die den gleichen BMI wie die Studiengruppe vor der Bypass-Operation aufwies (im Schnitt 42,9 kg/m2). Als zweite Vergleichsgruppe zogen sie Frauen heran, deren BMI mit dem der operierten Frauen in der Frühschwangerschaft identisch war (29,4 kg/m2). Auch hier ergab sich nach der bariatrischen OP ein um 56 % geringeres Präeklampsierisiko. Die Risikoreduktion war also offenbar nicht nur auf den Gewichtsverlust von durchschnittlich 39 kg zurückzuführen, sondern auf zusätzliche protektive Mechanismen – wie etwa metabolische und hormonelle Effekte.
Die größte absolute Risikoreduktion fand sich bei Nulliparae. Pro 100 Erstschwangerschaften entwickelten sich nach einer Bariatrie-OP 13,6 Präeklampsien weniger als bei den unvermindert adipösen Frauen. Das weist nach Ansicht belgischer Studienkommentatoren auf die Bedeutung der Gewichtsreduktion vor einer geplanten Familiengründung hin (Devlieger R, Ceulemans D; BJOG 2022). In der schwedischen Studie lag die Operation bei der Konzeption im Schnitt 1,6 Jahre zurück; 30 % wurden vor Ablauf eines Jahres schwanger.
Für Frauen mit Adipositas-Grad III (BMI >40 kg/m2) oder Grad II (35-40 kg/m2) und assoziierten Komorbiditäten ist die bariatrische Chirurgie nachweislich der effektivste und nachhaltigste Weg zu einem gesunden Körpergewicht. Obwohl das hohe Komplikationsrisiko durch die maternale Adipositas bekannt ist, stehen viele Patientinnen einer bariatrischen OP vor einer geplanten Schwangerschaft skeptisch gegenüber. Nicht ganz zu Unrecht: Wie frühere Studien belegen, steigt durch den Eingriff beispielsweise das Risiko für ein Mikronährstoffdefizit sowie eine fetale Wachstumsrestriktion. Eine sorgfältige Nachbeobachtung der betroffenen Schwangerschaften zeigte jedoch auch, dass das Komplikationsrisiko insgesamt gering ist – und die Vorteile bei weitem überwiegen. Die eindrucksvolle Reduktion des Präeklampsierisikos verstärkt die positive Bilanz noch. Stark übergewichtigen Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter sollte deshalb stets eine bariatrische OP angeboten werden, forderten die Wissenschaftler im Kommentar zur Studie. CW
Quelle: Johansson K et al.: Risk of pre-eclampsia after gastric bypass: a matched cohort study. BJOG 2021; doi: 10.1111/1471-0528.16871
ICD-Codes: O14.9

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