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Gyn-Depesche 3/2022

Auch milde Hypertonie erhöht Infarktrisiko

Hypertonie ist bei Frauen ein stärkerer Risikofaktor für ein akutes Koronarsyndrom als bei Männern. Das gilt laut einer norwegischen Studie bereits für leicht erhöhte Werte.
An der Studie Hordaland Health nahmen 12.392 Personen teil, die bei der Eingangsuntersuchung 40 bis 43 Jahre alt waren. Zu Beginn zeigten 25 % der Frauen und 35 % der Männer eine milde Hypertonie (sys. 130–139 mmHg; dia. 80–89 mmHg) und 14 % bzw. 31 % eine Grad-2-Hypertonie (≥ 140/90).
Innerhalb der nächsten 16 Jahre wurde bei 1,4 % der Frauen und 5,7 % der Männer ein akutes Koronarsyndrom (ACS) diagnostiziert. Nach Adjustierung auf Störfaktoren lag das Risiko für einen Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris bei Frauen mehr als doppelt so hoch (Hazard Ratio 2,18), wenn sie zu Studienbeginn eine milde Hypertonie aufgewiesen hatten. Bei Männern erwies sich die Assoziation dagegen nicht als signifikant. Noch höhere Blutdruckwerte steigerten das ACS-Risiko bei Frauen auf das Dreifache, bei Männern nur um 40 % im Vergleich zu Normotensiven. Ausschlaggebend war offenbar der diastolische Wert: Lag dieser im Bereich einer Grad-1-Hypertonie, stieg das ACS-Risiko der betroffenen Frauen auf das 2,8-Fache. Bei Männern wuchs es um nicht signifikante 24 %. Eine milde systolische Hypertonie wirkte bei beiden Geschlechtern nicht risikosteigernd.
Diese Assoziationen könnten erklären, warum CV-Erkrankungen bei Frauen in den letzten Jahrzehnten weniger stark rückläufig waren als bei Männern. Ob dem eine antihypertensive Therapie bei bereits leicht erhöhten Blutdruckwerten entgegenwirkt, ist unklar. CW
Quelle: Kringeland E et al.: Stage 1 hypertension, sex, and acute coronary syndromes duringmidlife ... Eur J Prev Cardiol 2021; doi: 10.1093/eurjpc/zwab068

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