ADHS- und Autismus-Risiko

Gyn-Depesche 3/2015

Auf die Schilddrüse der Mutter achten

Wenn eine Schwangere unter Schilddrüsenfunktionsstörungen leidet, hat das negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung: Das Risiko für ADHS und Autismus kann dann steigen.

Schilddrüsenhormone spielen bei der neurologischen Entwicklung eines Kindes eine entscheidende Rolle, und das bereits in utero. Allerdings muss während der Schwangerschaft die Mutter die Hormone via Nabelschnur bereitstellen, was eine maternale Euthyreose voraussetzt. Daher untersuchte man in Dänemark, inwieweit sich Schilddrüsenerkrankungen der Mutter auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken (ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen, ASD).
In die Kohortenstudie wurden über 850 000 Einlinge im Alter von drei Jahren eingeschlossen. Das Follow-up lief bis zum 18. Lebensjahr der Kinder. In 11 351 Fällen entwickelte sich ADHS, 5311 mal ASD. 3,5% der Kinder hatten eine Mutter mit Schilddrüsenproblemen (n=30 295). Wurde bei der Mutter nach der Geburt zum ers ten Mal eine Hyperthyreose diagnostiziert, so stieg das Risiko, dass der Nachwuchs an ADHS leidet, um 23%. Bei einer mütterlichen Hypothyreose stieg das ASD-Risiko um 34%. Für beide Assoziationen galt, dass sie nur im Falle einer erstmaligen Diagnosestellung nach der Geburt relevant waren und nicht bei Diagnose vor Kindesgeburt.
Da man vermutete, dass die Beeinflussung der kindlichen Entwicklung auch eine genetische Komponente haben könnte, analysierte man auch die Väter: Deren Schilddrüsenstörungen beeinflussten die Kindesentwicklung aber nicht. Eine unbehandelte mütterliche Schilddrüsenstörung ist ein Risikofaktor für die fetale Gehirnentwicklung. Bleibt sie während der Schwangerschaft unbehandelt, erhöht sich das ADHS-/ASD-Risiko beim Kind. CB
Quelle:

Andersen SL et al.: Attention deficit hyperactivity disorder and autism spectrum disorder in children born to mothers with thyroid dysfunction: a Danish nationw. cohort study. BJOG 2014;121:1365-74

ICD-Codes: E07.9

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