Einfühlsamkeit gefragt

Gyn-Depesche 5/2000

Aufklärungsgespräch mit Krebspatienten

Die meisten Patienten wünschen sich einen Arzt, der im Aufklärungsgespräch über ihre Krebserkrankung auf sie eingeht, ihnen Gefühlsäußerungen erlaubt, ihnen zuhört und sich um Verständnis bemüht. Das bestätigt eine Studie, an der Krebspatienten und ihre Angehörigen bzw. Freunde teilnahmen.

Schauspieler stellten Arzt-Patienten-Gespräche nach, die den Studienteilnehmern (113 Brustkrebs-Patientinnen, 48 Verwandte und Freunde) auf Video vorgeführt wurden. Bei den Gesprächen diskutierten Arzt und Patient die Prognose (gut oder schlecht) sowie die weitere Behandlung. Die Patienten-zentrierten Gespräche zeichneten sich z. B. dadurch aus, dass der Arzt den Patienten in den Entscheidungsprozess einbezog, ihm erlaubte, Gefühle zu zeigen, Augenkontakt mit dem Patienten hielt, ihm zuhörte und sich durch Nachfragen vergewisserte, dass er alles verstand. Bei den Arzt-zentrierten Gesprächen zeigte der Arzt dagegen keine Empathie, unterbrach den Patienten, kümmerte sich nicht darum, ob er alles verstand und signalisierte Distanz. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer bevorzugten den Patienten-zentrierten Gesprächsstil, insbesondere dann, wenn die Prognose schlecht war. Etwa ein Drittel sprach sich allerdings für den Arzt-zentrierten Stil aus. Im Einzelfall muss der Arzt also nach wie vor mit Fingerspitzengefühl entscheiden, wie er seinem Patienten gegenübertritt. (UB)

Quelle: Dowsett, SM: Communication styles in the cancer consultation: preferecnces for a patient-centred approach, Zeitschrift: PSYCHO-ONCOLOGY, Ausgabe 9 (2000), Seiten: 147-156

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