Kasuistik

Gyn-Depesche 1/2021

CA-125 verursacht diagnostisches Dilemma

Bei jüngeren Frauen bedeutet ein stark erhöhter CA-125-Wert nicht immer eine maligne Erkrankung. In seltenen Fällen kann er auch durch ein zystisches Teratom und ein muzinöses Zystadenom verursacht werden.
Nach einer seit fünf Jahren bestehenden anovulatorischen Subfertilität und mehrfacher Clomifen-Stimulation kam es bei einer 43-jährigen Patientin aus Sri Lanka zu Hyper- und Dysmenorrhoe. In der Bildgebung zeigte sich eine hämorrhagische Ovarialzyste von 6 cm Durchmesser auf der rechten Seite und eine multilokuläre Zyste (10 × 7 cm) mit soliden Bereichen auf der linken Seite. Peritoneale Ablagerungen oder Aszites fanden sich nicht. Der Tumormarker CA-125 war mit 2.715 U/ml stark erhöht.
Differenzialdiagnostisch wurden ein epitheliales Ovarialkarzinom, eine Endometriose sowie ein Teratom, vermutlich in doppelter Pathologie, in Betracht gezogen. Aufgrund des bestehenden Kinderwunsches der Patientin entschied man sich im multidisziplinären Team trotz des rechnerisch hohen Malignitätsrisikos gegen eine Hysterektomie mit bilateraler Oophorektomie. Stattdessen wurde eine fertilitätserhaltende Laparotomie mit intraoperativem Staging durchgeführt. Dabei erfolgten eine rechtsseitige Zystektomie, eine linksseitige Oophorektomie, eine infrakolische Omentektomie und eine Peritonealspülung. Der histologische Befund lautete: muzinöses Zystadenom des rechten Ovars sowie reifes zystisches Teratom am linken Ovar. In der Peritoneallavage fanden sich keine malignen Zellen. Der CA-125-Wert sank innerhalb eines Monats nach dem Eingriff auf 74,8 U/ml.
Teratome zählen zu den häufigsten Ovarialtumoren im reproduktionsfähigen Alter und sezernieren in bis zu 25 % der Fälle CA-125. In der Regel bewirkt dies aber nur einen moderaten Anstieg des Tumormarkers. Auch das ebenfalls benigne muzinöse Zystadenom kann in seltenen Fällen die Ursache eines erhöhten CA-125-Spiegels sein. In dem beschriebenen Fall kam der extrem hohe Wert offenbar durch die Kombination der beiden Erkrankungen zustande. Die vorsichtige therapeutische Herangehensweise hatte sich im Nachhinein als richtig erwiesen, so das Resümee der Autoren.
Für die Beurteilung des Malignitätsrisikos spielt der CA-125-Wert sowohl im RMI (risk of malignancy index) als auch im ROMA-Score (risk of ovarian malignancy algorithm) eine bedeutende Rolle. Bei Frauen vor der Menopause hat sich seine prognostische Relevanz für maligne Erkrankungen jedoch als relativ gering erwiesen. Die Therapie einer verdächtigen Zyste sollte in dieser Altersgruppe daher zunächst nach Möglichkeit fertilitätserhaltend mit sorgfältiger Nachkontrolle erfolgen, fordern die Autoren. CW
Quelle: Ekanayake CD et al.: Elevated CA 125 level in a mucinouscystadenoma and a teratoma: a case report. Journal of Medical Case Reports 2020; doi: 10.1186/s13256-020-02458-x

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