Praxistipp

Gyn-Depesche 1/2021

Chemotherapie bei Frauen: Weniger ist mehr

Daten der Studie ADAPT HR+/HER2(Hormonrezeptorpositiv/ Human-epidermal-Growth-Factor-Receptor-2- negativ) zeigten, dass sich anhand des bekannten Recurrence Scores (RS) in Kombination mit einer dreiwöchigen präoperativen Antihormontherapie prüfen lässt, ob nach einer Brustkrebsoperation auf eine zusätzliche Chemotherapie (CT) neben der ohnehin standardmäßig verabreichten Therapie verzichtet werden kann.
Basierend auf den Ergebnissen der Studie ADAPT HR+/ HER2− können nun auch für Frauen mit einem HR+/HER2−- frühen Brustkrebs mit bis zu drei befallenen Lymphknoten und einem genomisch intermediären Rückfallrisiko Aussagen zur Notwendigkeit einer zusätzlichen CT getroffen werden. Die Ergebnisse indizieren, dass sich für Frauen in der intermediären Risikogruppe mit einem Ki-67-Wert von 10 % oder weniger mit einer Antihormontherapie ohne CT dieselben Behandlungsergebnisse erzielen lassen wie für Frauen aus der Niedrigrisikogruppe, schlussfolgerte Prof. Nadia Harbeck von der Ludwig-Maximilians-Universität München. So waren den Ergebnissen zufolge die Zeiten des krankheitsfreien und des fernmetastasenfreien Überlebens in der intermediären Risikogruppe mit einem Ki-67- Wert ≤ 10 % und die der Niedrigrisikogruppe gleich. Dies galt für prä- und postmenopausale Frauen sowie für Frauen mit keinem oder mit bis zu drei befallenen Lymphknoten. Somit schafft die Kombination aus der Prüfung des genomischen Risikos und der Testung des Ansprechens auf eine Antihormontherapie anhand des Ki- 67-Wertes Klarheit für alle Frauen mit einem frühen HR+/HER2−-Mammakarzinom mit bis zu drei befallenen Lymphknoten.
Ist eine CT nachweislich unumgänglich, hat sich gezeigt, dass der Einsatz von nab-Paclitaxel, der proteingebundenen Variante von Paclitaxel, zu einer deutlich höheren kompletten Remissionsrate führte, resümierte Prof. Sherko Kümmel, Klinik für Senologie / Interdisziplinäres Brustkrebszentrum, Kliniken Essen-Mitte. Dabei profitierten besonders Frauen aus der Hochrisikogruppe mit hohem genomischen Risiko (RS > 25) von diesem CT-Regime. Die Experten sind sich einig, dass die Ergebnisse der Studie ADAPT HR+/HER2− richtungsweisend und praxisverändernd sind, betonte Prof. Ulrike Nitz, EVK Bethesda Mönchengladbach, zum Abschluss. GH
Quelle: Pressekonfernz: Chemotherapie bei Brustkrebs: Weniger ist mehr! Praxisverändernde Ergebnisse vom San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS); Online-Presse-Briefing vom 11. Dezember 2020 

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x